Der Bocholter Yachtclub mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen als Heimat für einen erfolgreichen Verein in der Segelbundesliga. Doch gerade diese Überraschung macht den Verein zu etwas Besonderem.
Während viele den Segelsport mit dem offenen Meer oder großen Binnengewässern wie dem Bodensee verbinden, beweist der Bocholter Yachtclub, dass auch im Landesinneren NRWs eine lebendige Segelgemeinschaft florieren kann. Ehrenamtliches Engagement macht das möglich.
Start in die neue Saison
Vor der Schutzhütte am Aasee liegen die ersten Boote am Steg. Die Jollen wurden Mitte März aus dem Winterquartier geholt und zu Wasser gelassen – bereit, den Vereinsmitgliedern des Bocholter Yachtclubs (BOH-YC) als Trainingsboote zur Verfügung zu stehen. Hier, abseits von Meer und Ozean, finden Segelbegeisterte ihre Heimat, um ihre Leidenschaft für den Sport auszuleben.
Stefan Sundarp, der beim BOH-YC ehrenamtlich den Job als Kassierer ausübt und die Verwaltung der 285 Mitglieder organisiert, kam 2009 nach Bocholt. Über Bekannte, die ihn regelmäßig auf ihr Segelboot mitgenommen haben, entstand bei ihm das Interesse fürs Segeln. „Ich wollte einfach verstehen, was fieren oder reffen bedeutet.“ erzählt er. Kurzentschlossen trat er 2016 dem Verein bei und machte den Segelschein direkt im Verein. Es sind nicht nur die Kinder segelnder Eltern, die den Nachwuchs des Vereins bilden. Häufig wird das Interesse der Jüngsten durch eine AG in der Schule oder einen Schnupperkurs in den Ferien geweckt.
Segelschein für jedermann
Mitglied im Verein zu sein lohnt sich: Den Segelschein zu machen ist für Vereinsmitglieder vergünstigt. So ist beispielsweise die praktische Ausbildung für Vereinsmitglieder auf dem Aasee kostenlos. Außerdem können aktive Mitglieder ihre Jolle nach Abstimmung in der Bootshalle reparieren und überwintern lassen. Der Bocholter Yachtclub legt zudem großen Wert auf Jugendförderung. Neue Mitglieder werden gezielt über Segelkurse gewonnen, die es Kindern und Jugendlichen ermöglichen, die Faszination des Segelns kennenzulernen. Durch das ehrenamtliche Trainerteam erhalten sie nicht nur das nötige Wissen, sondern auch die Unterstützung und den Zuspruch, den sie brauchen, um sich in diesem Sport zu entfalten.
Segeln und mehr
Zu den jüngsten Erfolgen der Bocholter Segler gehört der erste Platz der Junioren in der Segelbundesliga 2022 sowie der Landesvizemeistertitel 2023 auf dem Möhnesee. Auf Sardinien segelte die Mannschaft des Vereins im Finale der Sailing Championship unter den Top 25 Mannschaften Europas. Die Webseite des Bocholter Yachtclubs (www.bocholter-yachtclub.de) bietet einen Einblick in das aktive Vereinsleben. Hier finden sich Informationen zu den aktuellen Veranstaltungen, den Trainingsmöglichkeiten und den Erfolgen der Vereinsmitglieder. „Flurfunk und Netzwerk ist wichtiger als alles andere“, erklärt Stefan Sundarp und betont damit auch, dass eine informative Internetpräsenz allein nicht reicht, um neue Mitglieder zu gewinnen.
Der Bocholter Yachtclub beweist, dass Segeln mehr ist als ein Sport. Es ist eine Lebenseinstellung, die Menschen verbindet und Gemeinschaft schafft. Auch in den Wintermonaten, wenn die Boote im Winterquartier liegen, kommt das Vereinsleben nicht zu kurz. Dann findet regelmäßig abends der Stammtisch statt. Hier treffen sich die Segler planen die neue Saison, suchen nach neuen und spannenden Projekten und versuchen, ein breites Angebot aufrecht zu erhalten. Jüngstes Beispiel: Zwei Segelschiffe und zwei Trainer stehen auf dem Ijsselmeer fünf Paaren für ein Wochenende zur Verfügung. Männer und Frauen segeln zwei Tage getrennt voneinander und können ihre Segelfähigkeiten in ganz anderer Art und Weise entfalten, als es in der gewohnten Paar-Konstellation möglich gewesen wäre. -cw-