Entstanden ist die Idee eines Repair-Cafés in den Niederlanden. Vor fünf Jahren hat sie gleich zwei Bocholter elektrisiert.
Reparieren ist in der Überflussgesellschaft aus der Mode gekommen. Das liegt zum einen daran, dass Produkte so billig sind, dass man oft hört: neu kaufen ist billiger und weniger aufwändig als eine Werkstatt zu suchen und meist hohe Arbeitslöhne zu zahlen. Andererseits fehlt es auch an dem Wissen, dass vieles, das ramponiert aussieht, wieder funktionsfähig gemacht werden kann.
Nachhaltig, Ressourcen schonend ist das nicht. Aber es gibt ja das Repair-Café. Bei einem Kaffee, Brötchen oder Gebäck darauf warten, dass lädierte Gegenstände repariert werden – das ist die Grundidee.
Von der Idee bis zur Verwirklichung
Aber es braucht viel Engagement und Ideenreichtum, bis so ein Café funktioniert: zunächst einmal Menschen, die sich die Idee zu eigen machen und bereit sind, sie Wirklichkeit werden zu lassen. Das waren vor fünf Jahren Martin Wehning und Johannes Janßen-Kappenberg, die sich nahezu zeitgleich an Martine Postma gewandt hatten, die in den Niederlanden das Projekt beispielhaft entwickelt hatte. Über deren Antwort fanden die beiden Bocholter zusammen.
Ulrik Störzer von der Familienbildungsstätte unterstützte die beiden und konnte für entsprechende Räumlichkeiten sorgen. Dann brauchte es Frauen und Männer, die wissen, wie ein Radio, ein Handy, ein Fön oder eine Nähmaschine von innen aussieht, die Fehler finden und beheben können, die Reißverschlüsse austauschen oder ein Loch im Pullover stopfen können.
Jetzt, nach fünf Jahren, sind es etwa 20 Frauen und Männer, die sich am zweiten und vierten Samstag eines jeden Monats um 10 Uhr in der Familienbildungsstätte treffen, um sich zunächst einmal bei einem gemeinsamen Frühstück auszutauschen, Organisatorisches zu klären oder einfach eine Stunde das Beisammensein zu genießen. Dann geht es an die ehrenamtliche Arbeit.
Gute Organisation – reibungsloses Funktionieren
Die meisten verschwinden in den Keller, wo sie ihre mitgebrachten Werkzeugkisten und Prüfgeräte auf hohen Arbeitstischen aufbauen. Um elf Uhr hat sich bereits eine lange Schlange vor der FaBi gebildet. An einer Rezeption gibt jeder an, welche Hilfe er braucht und unterschreibt, dass es für die zu leistende Reparatur keine Garantie gibt. Dann bringt ein Helfer sie zu der richtigen Frau oder zu dem richtigen Mann, die helfen können. Wichtig ist allen Beteiligten, dass bei der Instandsetzung zugeschaut und mit angepackt wird. So kann man lernen, demnächst vielleicht selbst tätig zu werden.
Oder man erfährt, wie sich Schäden vermeiden lassen. So erging es einer älteren Dame, die unbekümmert ihre Küchenmesser aus einem Beutel zog. Scharfe Klingen sind empfindlich und bekommen Kerben, wenn sie mit anderen Metallgegenständen aneinander geraten. So belehrt, schaute sie dem Messerschleifer bei seiner funkensprühenden Tätigkeit zu und nahm ihre Messer sorgfältig eingewickelt wieder mit.
Überall auf den Werktischen stehen Sammelbüchsen. Und jeder spendet so viel, wie ihm die Arbeit wert ist oder was er sich leisten kann. Manchmal nimmt der Dank auch kulinarische Umwege. So war eine Dame so glücklich, dass ihr sehr altes Waffeleisen wieder backt, dass sie mit einem Berg Waffeln zurückkam.
Einnahmen hat das Repair-Café auch durch Produkte, die durch Upcycling entstehen. Dabei entsteht aus Gegenständen, die nicht mehr genutzt werden, etwas Neues. Aus alten Bannern werden Taschen, Fahrradschläuche verwandeln sich in Schmuck, aus alten Tapeten entsteht Briefpapier, und aus leinenen Taschentüchern werden Lavendelsäckchen, die die Motten fernhalten. Alles das ist dann zum Beispiel in der ‚Hütte der guten Taten‘ am Freitag, 20. Dezember auf dem Weihnachtsmarkt zu kaufen.
Die so erzielten Einnahmen werden gespendet, so zuletzt für das Kinderhospiz. Aber auch Einzelpersonen werden unterstützt. So wurde einer Rollstuhlfahrerin ein neuer Motor subventioniert, was ihr weiterhin soziale Kontakte ermöglicht. – bh –