Dr. Lisa Heider vom NABU-Kreisverband Borken e.V. hat sich Zeit genommen für ein Gespräch mit unserer Redaktion.
W-f-B: Wie geht es dem Kreisverband Borken des Naturschutzbundes?
Dr. Heider: Gut geht es ihm. Wir haben seit der breiten Klimadiskussion viele neue Mitglieder gewinnen können, die sich ehrenamtlich engagieren oder uns durch ihren finanziellen Beitrag unterstützen.
Angefangen hat der NABU als Vogelschutzverein, aber seitdem erweitern sich unser Themenspektrum und unsere Tätigkeitsschwerpunkte.
W-f-B: In welche Richtung?
Dr. Heider: Zum einen machen wir weiterhin das, was immer unser Programm war: Wir ziehen die Stiefel an und arbeiten. Derzeit sind wir mit Pflegearbeiten in den Schutzgebieten im Kreis Borken beschäftigt. Wir arbeiten vorwiegend daran, den natürlichen Wasserhaushalt in Feuchtbiotopen wieder herzustellen. Das bedeutet Staudämme in Entwässerungsgräben anzulegen und besonders durstige Gehölze aus den Moorflächen zu entfernen. Wir nennen das „Entkusseln“. Das ist anstrengend, aber auch sehr gesellig.
Andererseits mischen wir uns aber auch stärker in den gesellschaftlichen Diskurs vor Ort ein. Gerade junge Leute beschäftigen sich mit Fragen von Klimaschutz, landwirtschaftlicher Produktion oder Agrarpolitik. Da versuchen wir Antworten zu geben.
W-f-B: Wie sehen die aus?
Dr. Heider: Ich erinnere mich an eine Wanderausstellung zum Thema „Pestizide in Landwirtschaft“. Die wird immer noch bei Konferenzen gezeigt und von uns betreut. Das ist Aufklärungsarbeit. Die kann aber auch humorvoll sein. Bei der Kubaai-Brückeneinweihung war von der Stadt als Gag ein Rennen mit rosa Plastikenten geplant. Wir haben kleine Holzbötchen mit unserem Logo dagegen anschwimmen lassen.
Unsere Bürgerdialoge rund um das ‚Stadtgrün‘ sind sehr gut angenommen worden. Wir waren überrascht von den hohen Teilnehmerzahlen und erfreut, dass auch Vertreter der Stadt und Politiker teilnahmen. Unsere Anregungen wurden so weitergetragen. Das BBV hat mit einer Artikelserie zum Thema Nachhaltigkeit reagiert. Es gibt Fördergelder für ein Pilotprojekt, in dem eine standortgerechte und artenreiche, aber auch pflegeleichte Gestaltung von Vorgärten als Alternative zu leblosem Kies erarbeitet wird.
W-f-B: Alles das erfordert viel Fachwissen. Betreiben Sie im Verein Bildungsarbeit?
Dr. Heider: Viele unserer Mitglieder sind in ganz unterschiedlichen Themen rund um den Naturschutz hoch kompetent. Viele beschäftigen sich schon seit der Kindheit intensiv mit bestimmten Tierarten, andere bringen – wie ich – berufliche Qualifikationen ein. Je länger man sich mit einem Thema beschäftigt, umso spannender wird es. Unsere Spezialisten geben ihr Wissen gern weiter.
W-f-B: Die blauen Hoodies mit der Aufschrift NABU waren in der letzter Zeit auch auf einer LEADER-Veranstaltung und auf der Fridays-for-Future-Demonstration zu sehen. Verlassen Sie jetzt Wald und Flur?
Dr. Heider: Ganz bestimmt nicht. Aber wir lernen dazu. Gerade in Bocholt können wir das besonders gut, denn hier gibt es vielfältige Netzwerke ehrenamtlich Tätiger. Wir sind sehr froh, uns hier einbinden zu können. So entstehen auf gemeinsamen Veranstaltungen zahlreiche Kontakte, über die wir unsere Anliegen bekannt machen können. Dabei erfahren wir, dass wir als Gesprächspartner durchaus gesucht werden. Die Familienbildungsstätte möchte prinzipiell nachhaltiger werden und sucht unseren Rat. Mit Pfarrer Hembrock von St. Georg sind wir in einem Gedankenaustausch zu Fragen des Lebensstils, wie einfaches Leben gelingen kann. Weiterhin beteiligen wir uns an dem Projekt „Essbare Stadt Bocholt“ und sind engagiert in der Diskussion um den Nordring.
Nicht zuletzt unser Sommerfest hat gezeigt, dass wir in Bocholt mittlerweile gut vernetzt sind und so den Naturschutz zu einem für viele Menschen wichtigen Thema machen können.
W-f-B: Vielen Dank für das Gespräch!
– bh –