Als Rolf Kamperschroer sich von seinem ersten Taschengeld ein paar Enten kaufte, ahnte er noch nichts von seiner späteren Leidenschaft.
Rolf Kamperschroer erzählt, dass bereits sein Opa Federvieh hielt, sein Vater Tauben züchtete, er selber von Kindesbeinen an von Tieren umgeben war, von Enten, Hühnern, Fischen und Vögeln. Schließlich entdeckte er seine Vorliebe für die verschiedenen Sitticharten; anlässlich eines Geburtstages hatte er ein paar Springsittiche geschenkt bekommen. Daraus wurde mehr, nämlich eine ganze Zucht. Mittlerweile beherbergt er in seinen 26 Volieren und zwölf Zuchtkästen rund 300 Sittiche der verschiedensten Arten. Pro Tag verfüttert Rolf Kamperschroer fünf Kilo Vogelfutter sowie gut ein Kilo Obst und Gemüse.
Tragendes Mitglied im Verein Vogelliebhaber e.V.
1993 trat er dem Verein Vogelliebhaber e.V. bei, um sich mit gleichgesinnten und interessierten Züchtern auszutauschen. Schnell wurde er zum 2. Vorsitzenden gewählt, und ab 2000 ist er 1. Vorsitzender und Ringwart. Er fände es gut, wenn diese Posten von einem Jüngeren übernommen würden, aber leider findet sich bislang kein Nachfolger für diese ehrenamtlichen Aufgaben, obwohl dem Verein gut 70 Mitglieder angehören. Jeden Monat findet eine Versammlung statt, die vorbereitet, durchgeführt und nachbereitet werden muss. Bei diesen Treffen werden neue Zuchtergebnisse vorgestellt, Tipps ausgetauscht und angehende Neuzüchter mit der Materie vertraut gemacht.
Seit 2000 findet in Bocholt jedes Jahr am zweiten Novemberwochenende die internationale Vogel-, Meerschweinchen- und Kaninchenausstellung (Ivomeka) mit rund 1000 Tieren statt. Diese zu organisieren ist für Rolf Kamperschroer wahrlich eine Mammutaufgabe, die er freilich gerne auf sich nimmt. Schon lange im Voraus müssen Absprachen mit den Vertretern der beteiligten Vereine getroffen werden, die zumeist aus der Region stammen. Da die Aasee-Freizeithalle in diesem Jahr nicht zur Verfügung steht, wird die Schau auf dem Hof Slütter in Holtwick abgehalten.
Aufzucht und Begutachtung
Bei einer solchen Ausstellung werden die Vögel nicht nur zur allgemeinen Augenweide dargeboten, sie werden auch bewertet. Dazu gibt es speziell ausgebildete Gutachter, die eine dreijährige Schulung durchlaufen. Jeder ausgestellte Vogel hat zunächst 100 Punkte, von denen für jeden aufzufindenden Fehler – deshalb heißen die Gutachter auch Fehlerfinder – Punkte abgezogen werden. So bedeutet z.B. eine krumme Kralle, einefehlende Feder, ein nicht geputzter Schnabel Punktverlust. Top-Vögel erreichen bei einer Ausstellung 93 bis 94 Punkte, gute landen bei etwa 85 Punkten.
Rolf Kamperschroer wacht akribisch über seine Tiere, hegt und pflegt sie fürsorglich und freut sich über jedes neue Zuchtergebnis. Spezielle Farbmutationen begeistern ihn besonders. Manche treten ohne äußeren Eingriff auf, bei anderen tüftelt er, wie bestimmte Farbabwandlungen durch Zusammenführen eines Vogelpaars entstehen können. Um Anregungen zu bekommen, sich an den Vögeln und den Anlagen zu erfreuen, reist er immer wieder in Nachbarländer. In Ungarn oder auch in der Tschechisches Republik können Vogelzüchter durchaus von ihrer Zucht leben. Die Tiere werden teilweise per Hand aufgezogen, und ein harmonisierendes Paar kann einen Ertrag von 80 000 Euro einbringen.
Nicht nur Vogelzüchter
Rolf Kamperschroers Begeisterung beschränkt sich nicht auf Sittiche, er züchtet auch Kaninchen, und zwar Farbenzwerge. Jungtiere eingerechnet, bringt er es zurzeit auf 40 Kaninchen. Im Verein RKZ – W 38 Bocholt ist er als Referent für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, schreibt Artikel für Fachzeitschriften und moderiert Schulungsabende für Neuzüchter.
Seine Funktion als 1. Vorsitzender im Freizeit- und Kleintierzuchtverein Bocholt e.V. „frisst die meiste Zeit“, sagt Rolf Kamperschroer. Da dem Verein eine Reihe von Vereinen zugeordnet sind, müssen deren Termine koordiniert werden. Auch die Vermietungen des Vereinsheims für private Zwecke müssen in den Terminkalender eingebaut werden. Im Jahr gibt es bis zu 35 Anfragen von Außenstehenden; grundsätzlich haben die Vereine mit ihren Anliegen Vorrecht.
Trotz des großen Umfangs ehrenamtlicher Aufgaben nimmt sich Rolf Kamperschroer viel Zeit für seine Familie. Liebevoll kümmert er sich um seine Enkelkinder, die mit dem „Privatzoo“ im Garten sehr vertraut scheinen. – ah –