Susan Albers und Winni Biermann – zwei Künstler, die mit Gesang und Musik Freude bereiten. Ist ehrenamtliches Engagement ein Thema für sie? Na klar, haben Sie uns erzählt.
Wir haben die beiden quasi auf frischer Tat ertappt, als sie am Himmelfahrtstag bei mehreren Auftritten rein ehrenamtlich für die Bewohnerinnen und Bewohner Bocholter Senioreneinrichtungen sangen (Foto). Gleiches taten sie auch am folgenden, ebenso langen Tag, da auch in Rhede. „Das war richtig anstrengend“, befand Rainer Howestädt von der Freiwilligen-Agentur, der die beiden gemeinsam mit Techniker Uli Sonntag begleitete und sich über die spontane mittägliche Gratis-Stärkung durch „Glocke“-Wirt Hansi freute.
Winni: Trainer und Tänzer
„Als junger Bursche bin ich mit der Caritas als Betreuer ins Ferienlager gefahren“, sagt Winni Biermann und erinnert sich an diesen frühen ehrenamtlichen Einsatz. Fußballer war er natürlich auch. Und auch das war mit einem solchen Engagement verbunden: drei Jahre lang als Trainer der Bambini und der F-Jugend bei Borussia Bocholt. Etliche Fahrdienste der Eltern für die eigenen drei Fußball spielenden Jungs gehören auch zu diesem Kapitel.
Für Winni Biermanns nicht berufliche Vita sind ganz deutlich die beiden Seiten kennzeichnend, die ein Engagement in Vereinen und anderen Einrichtungen mit sich bringt: Man macht es für andere, aber auch zur eigenen Freude. Das war so, als ein Kollege ihn ansprach, bei der Bocholter Stadtgarde mitzumachen. Da ist er im Karneval als Tanzmajor herumgewirbelt („Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“) und hat – musisches Talent! – die Fanfare geblasen. Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre war das. Mitunter artete es in Stress aus, aber für ihn war wichtig, „dass die Leute Spaß hatten“ und dass er selbst den Zusammenhalt mit den Gardisten und viele weitere sich ergebende Kontakte genoss. Jahrzehntelange Freundschaften seien entstanden, sagt er.
Im Quartettverein hat Winni Biermann dann auch das gemacht, was man gemeinhin unter einem Ehrenamt versteht, nämlich im Vorstand mitgewirkt – „fünf oder sechs Jahre lang. Dann wurde mir das durch meine Solo-Auftritte zu viel, und deshalb habe ich es aufgegeben. Was Halbherziges wollte ich nicht machen“, sagt er.
Als Sänger ist er dem Quartettverein gleichwohl treu geblieben. Auch da geht es darum, andere zu erfreuen, und auch dabei geht es um die Gemeinschaft untereinander, die jetzt durch die Pandemie praktisch ausgehebelt wurde. „Ich vermisse freitags immer die Chorprobe“, sagt Winni Biermann.
Was er schätzt und wozu er beitragen möchte, sei aktuell besonders wichtig, findet er, nämlich gegen den sich ausbreitenden Egoismus, den er unter anderem als Lkw-Fahrer erlebt, den Zusammenhalt zu fördern. „Man kann immer besser miteinander als gegeneinander. Man muss füreinander da sein“, sagt er. „Und gemeinsam kann man mehr erreichen.“ Stolz ist er, dass er für Unicef singen darf, und dankbar ist er für Erlebnisse wie das mit einer 95-jährigen Bocholterin, die sich bei einem Auftritt für einen guten Zweck durch seinen Gesang in ihre Jugend zurückversetzt fühlte. „Das ist nicht mit Geld zu bezahlen“, sagt Winni Biermann.
Der älteste Sohn folgt dem Vater und engagiert sich im Karnevalsverein in Rhede.
Susan: Karneval, Feuerwehr, Tiere und mehr
„Ich hatte meinen ersten Auftritt auf der Bühne im Rahmen des Kinderkarnevals beim RCC in Rhede – quasi im Ehrenamt“, sagt Susan Albers. Diese Art Engagement, die nicht unbedingt an eine Funktion geknüpft sein muss, ziehe sich somit „eigentlich schon immer durch mein Leben“. Ihre Familie habe jahrelang die Sitzungen, vor allem die Familiensitzungen des Rheder Karnevals musikalisch mitgestaltet, ebenso wie auch Gottesdienste oder Weihnachtsmärkte. Der größte ehrenamtliche Beitrag in der Familie bestehe aber wohl in der Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr Rhede, die schon vor Generationen begann. Mit ihrem Engagement für andere, für die Gemeinschaft, für gesellschaftliche Aufgaben setzt Susan Albers das fort. „Soweit es meine Zeit zulässt“, engagiert sie sich in verschiedenen Tierschutzvereinen und unterstützt eine Grundschule auf den Philippinen. Regelmäßige unentgeltliche Auftritte als Künstlerin wie eben jetzt mit Winnie Biermann entsprechen ebenfalls diesem Anliegen.
„Ich denke, dass das Ehrenamt ein absolut wichtiger Punkt im gesellschaftlichen Leben ist“, sagt die Rheder Sängerin. Besonders beeindrucken sie ehrenamtliche Tätigkeiten im sozialen Bereich und überall, wo „im Dienst für die Gesellschaft“ gewirkt wird. Das sei oft mit sehr viel zeitlichem, aber auch körper- und seelischem Einsatz und Aufwand verbunden, wie etwa bei Rettungsdiensten oder Pflege- und Betreuungsorganisationen.
Gerade „in dieser ziemlich surrealen Zeit“ sei Engagement im sozialen Bereich unverzichtbar, denn viele wüssten nicht mehr, an wen sie sich mit ihren Sorgen oder Ängsten wenden sollen, und offizielle Einrichtungen seien oft überfüllt, oder versprochene Hilfen kämen nicht an. „Ohne das Ehrenamt wären viele Strukturen, die für das seelische Wohl einer Gesellschaft sorgen, nicht mehr haltbar“, sagt sie. Kultur, Sport, Dienstleistungen, Soziales, Tierschutz, Vereinswesen, Traditionserhalt – die Liste ehrenamtlichen Engagements sei unglaublich vielfältig. „Wenn sich jemand für andere Menschen oder auch Tiere Zeit nimmt, Hilfe anbietet und die Welt der Betroffenen auch nur für einen kurzen Moment etwas angenehmer und glücklicher machen möchte, dann finde ich dieses Engagement großartig und dankenswert“, so Susan Albers. Und darüber hinaus: „Ohne Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzten, wäre das Leben doch ganz schön trist und langweilig.“
Es sei wichtig, all das auch anderen bewusst zu machen. „Ich denke, dass es durchaus erlaubt sein sollte, darüber zu sprechen, wenn man etwas Ehrenamtliches macht oder sich engagiert“, sagt sie. Nicht um sich selbst zu loben, sondern um Gemeinschaftssinn zu zeigen. Auch deshalb berichten wir auf dieser Seite über solche Menschen. – jf –