“Wir für Bocholt” – das sind ganz viele Engagierte. Und das sind auch wir von der Freiwilligen-Agentur, die dahinter stehen. Heute stellen wir uns selbst einmal vor.
“Wir für Bocholt“ heißt diese Internetseite. Dieser Titel meint all die vielen Menschen, die auf vielerlei Weise in Bocholt für ihre Stadt aktiv sind – ehrenamtlich, aus Engagement für die Sache und für ihre Mitbocholterinnen und Mitbocholter. „Wir für Bocholt“ steht auch am Haus an der Langenbergstraße 18, „Wir für Bocholt“, das sind auch wir, die wir dort für alle Ehrenamtler im Einsatz sind.
Seit 2014 gibt es in Bocholt die Freiwilligen-Agentur, kurz FWA. Ihre Aufgabe: Förderung und Unterstützung des Ehrenamtes, Beratung und Vermittlung für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, und für Einrichtungen, die Ehrenamtliche suchen. Die Agentur ist eine Einrichtung der Stadt Bocholt. Sie hat etwas Besonderes: Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind selbst ehrenamtlich tätig, und nur für die Leitung gilt das nicht. Ein solches direktes Teamwork zwischen Verwaltung und Bürgern bzw. Bürgerinnen und dann auch noch ganz überwiegend freiwillig – das klingt für manchen vielleicht überraschend. Aber es funktioniert bestens. Deshalb, weil alle das Gleiche wollen und weil wir dies in offener und absolut gleichberechtigter Zusammenarbeit verfolgen.
Fünf Beraterinnen und Berater trifft man wechselweise im einladenden „Wir-für-Bocholt“ -Haus an der Langenbergstraße. Unsere Internetseite entsteht teils hier, teils an den verschiedensten Orten der Stadt. Sie enthält eine Übersicht mit rund 270 Vereinen, Gruppen und Einrichtungen, die ehrenamtliches Engagement ermöglichen. Hinzu kommen immer wieder neue Nachrichten und die viel gelesene Rubrik „Porträts & Stories“ mit Beiträgen über solche Vereinigungen mit ganz unterschiedlichen Inhalten und Zielen und über interessante Menschen, die dort aktiv sind. Drei, in Zukunft vier Autorinnen und Autoren recherchieren, schreiben und fotografieren dafür in ihrer Freizeit. Bei Bedarf stehen ihnen zwei Fotografen zur Verfügung.
Unser Team für tolle Tipps
Unsere Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner für Beratung und Vermittlung sind alle mit dem Zertifikat „Qualifizierter-Freiwilligen-Koordinator“ der „Akademie für Ehrenamtlichkeit“ ausgestattet. Hier sind sie – in alphabetischer Reihenfolge der Vornamen:
Birgit Tebroke – Helfen als Bereicherung
Birgit Tebroke ist von Anfang an dabei, also Team-Mitbegründerin. Mit dem Ende ihrer Berufszeit als Kindergartenleiterin suchte sie eine neue Aufgabe, bewusst ein ehrenamtliches Engagement. „Ich brauche was mit Menschen“, sagt sie, aber diesmal sollte es nicht mit Kindern, sondern mit Erwachsenen sein. Sie kocht gerne, aber ein Männer-Kochkurs, der daran angeknüpft hätte, kam nicht zustande. Stattdessen erfuhr sie davon, dass die Freiwilligen-Agentur Beraterinnen und Berater suchte.
Einweisung und Schulung mit dem Zertifikat als Freiwilligenkoordinatorin halfen ihr beim Start. Schnell lernte sie viele Menschen kennen, unter anderen auch Ansprechpartner und -partnerinnen in den Vereinen und Einrichtungen, die mit Ehrenamt zu tun haben. In Bocholt gebe es eine große Bereitschaft sich ehrenamtlich zu engagieren, sagt sie. Menschen dabei zu helfen, macht ihr Freude, „das ist eine Bereicherung für mich“. Der persönliche Kontakt im Büro der Freiwilligen-Agentur an der Langenbergstraße, das sie mit selbst gestalteten Dekorationen verschönert, sei dabei sehr wichtig. Hin und wieder kämen auch Leute, „die jemanden zum Reden brauchen“.
Aus diesem Ehrenamt und ihren vielen Kontakten ergab sich für Birgit Tebroke ein weiteres: Ihr Engagement im Rahmen der Corona-Hilfe. Außerdem engagiert sie sich organisatorisch und als Betreuerin für Lesepaten und das Projekt Sozialführerschein.
Christel Breuer – Gemeinsam Lösungen finden
Christel Breuer ist neu im Berater- und Vermittler-Team. Die waschechte Bocholterin ist neben den Aufgaben im Haushalt und der Familie als Buchhalterin tätig, „wenngleich auch nur geringfügig“, wie sie sagt. Ihre drei Enkelkinder – bald kommt ein viertes dazu – bereiten ihr viel Freude, und sie genießt die Zeit mit ihnen. In Mußestunden nimmt sie gerne ein Buch zur Hand, kann darin durchaus versinken. Möglichst oft streift sie durch die Natur, zu Fuß wie mit dem Fahrrad, und tankt frische Luft und neue Energie. Nicht selten kommt sie bei ihren Touren mit anderen Menschen ins Gespräch. „Ich bin ein kommunikativer Mensch, mag den Austausch mit anderen.“
Lange hat Christel Breuer im Vorstand der Kolpingsfamilie Ewaldi mitgearbeitet, den Aufbau des Familienkreises unterstützt. Noch immer ist sie dort als Kassiererin tätig. Doch es bleibt ihr Zeit, um sich noch anderweitig ehrenamtlich zu engagieren. In einem Bericht des BBV fand sie den Hinweis, dass die Freiwilligen-Agentur Mitarbeiter benötige. Die Aufgabe, anderen bei der Suche nach ehrenamtlichen Betätigungsfeldern zu helfen, kommt ihr entgegen. „Es macht mir Spaß, Menschen zu beraten, mit ihnen gemeinsam nach einer passenden Lösung zu forschen.“ Momentan hilft Christel Breuer bei der Corona-Hilfe.
Eva Kitapci – Den Menschen zuhören
Was verschlägt jemanden, der in Bad Orb geboren und aufgewachsen ist, jahrzehntelang in Istanbul gelebt hat, als ehrenamtliche Mitarbeiterin der Freiwilligen-Agentur nach Bocholt? Eva Kitapci muss nicht lange überlegen: „Es sind familiäre Bande. Mein jüngerer Sohn hat im Saarland studiert, in Bocholt seine Ausbildung gemacht, hier seine Frau kennengelernt und sich als Facharzt niedergelassen. Nach dem Eintritt in den Ruhestand bin ich der jungen Familie gefolgt.“
Nach dem Abitur studierte Eva Kitapci Englisch und Französisch, um als Dolmetscherin und Übersetzerin zu arbeiten. Sie lernte ihren Mann kennen und folgte ihm nach Istanbul. Als Sprachbegabte lernte sie sehr schnell die Landessprache und bekam eine Stelle im Auswärtigen Amt als konsekutive Dolmetscherin. In dieser Funktion hatte sie Kontakt mit vielen bekannten Persönlichkeiten, unter anderem auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Seit November 2019 lebt Eva Kitapci nun in Bocholt, hat aber auch noch einen Wohnsitz in Istanbul, eine „lebendige, herrliche Stadt, in der sich eine moderne Frau frei bewegen kann“, wie sie sagt. Sie möchte auch in Bocholt zuhause sein, die Menschen kennenlernen. In einer ehrenamtlichen Aufgabe sieht sie eine große Chance, diesen Wunsch umzusetzen. Mit ihrer Fähigkeit, Menschen zuzuhören, deren Vorstellungen zu verstehen, ist sie denkbar geeignet als Beraterin. “Es ist einfach toll, sich für andere Menschen zu engagieren”, sagt sie. “Ich habe in meinem Leben sehr viel Glück gehabt, auch in schwierigen Situationen. Davon möchte ich etwas zurückgeben.“
Leo Engenhorst – Gut vernetztes Bocholter Urgestein
Am 31. Dezember 2018 endete für Leo Engenhorst der offizielle Berufsalltag. Bereits im Januar 2019 war er ehrenamtlich bei der Freiwilligen-Agentur tätig – „ohne Urlaub“, wie er schmunzelnd sagt. „Für mich war klar, dass ich auf keinen Fall im Sessel sitzen und Däumchen drehen würde. Natürlich könnte ich auch zuhause arbeiten und helfen, aber es läuft auch super, ohne dass ich mich ständig einmische.“
Leo Engenhorst war 27 Jahre als Vermessungstechniker bei der Stadt Bocholt tätig, im Innendienst als Berater. Hier traf er auf Jutta Ehlting, Leiterin des Seniorenbüros der Stadt Bocholt. „Sie hat mich quasi geworben, mich mit Rainer Howestädt bekannt gemacht, und das, was er über die Freiwilligen-Agentur erzählte, hat mich sofort gereizt.“ In diesem Zusammenhang erzählt Leo Engenhorst, dass er seit über zehn Jahren als Schiedsmann tätig ist. Ihm habe es schon immer gelegen, etwas mit Menschen zu tun zu haben.
In Berlin absolvierte er eine viertägige Fortbildung als Koordinator, die für die Ausübung der ehrenamtlichen Tätigkeit sehr hilfreich war. Stolz berichtet er, dass er im Gespräch mit denen, die eine Aufgabe suchen, sehr schnell herausfinden könne, was für sie in Frage kommen könnte. Bislang habe er nur eine Person nicht „unterbringen“ können. Er hat enorm viele Kontakte, die er in der Freiwilligen-Agentur gut nutzen kann.
“Für mich ist das Freude hoch drei, wenn man helfen kann. Ein Ehrenamt muss Spaß machen. Wenn nicht, dann bist du auf dem falschen Platz!“ So lautet Leo Engenhorsts Fazit.
Michael Hesselmann – Freude an der Vielfalt
Er habe in seiner Heimatstadt Bocholt „eigentlich immer ehrenamtlich gearbeitet“, sagt Michael Hesselmann. Unter anderem engagiert er sich seit vielen Jahren im WEISSEN RING, der Opfern von Gewalt und Kriminalität hilft. Als er seine Berufsphase bei einer Bank beendete, hatte er Zeit für Neues. Da kam die Suche der Freiwilligen-Agentur nach Mitmachern gerade recht. „Das hörte sich sehr vielfältig an“, fand er. Und das habe sich dann in der Praxis bestätigt.
Über die Beratung und Vermittlung hinaus sind unter anderem Seminare mit Vereinen oder der „Marktplatz für gute Geschäfte“ Aufgaben, die er gerne wahrnimmt. Ihm gefällt es, dass er dabei mit ganz unterschiedlichen Menschen mit ganz verschiedenen Interessen zu tun hat – „neuerdings auch viele jüngere“, wie er feststellt. Seine gute Vernetzung sei „total wichtig“, ebenso wie die sehr gute Zusammenarbeit im Team der Freiwilligen-Agentur, dessen Mitglieder sich mit ihren unterschiedlichen Stärken prima ergänzten.
„Ich habe meinen Entschluss, mich in der Freiwilligen-Agentur zu engagieren, in keiner Weise bereut“, sagt Michael Hesselmann. Sein Wunsch: Zusätzlich junge Leute, die mitmachen.
Unser Team, das Geschichten macht
Wer sind denn eigentlich die „Ehrenamtlichen“? Was für Menschen stecken dahinter? Was machen sie, und warum tun sie das? Diesen Fragen gehen unsere Autoren nach – als „Porträtmaler mit Worten“ und „Storyteller“. Das sind (in alphabetischer Reihenfolge der Vornamen):
Angelika Heidenreich – Neugierig auf neue Erfahrungen
Als Angelika Heidenreich nach dem Schuljahr 2013/14 als Lehrerin in den wohlverdienten Ruhestand trat, war für sie klar, dass sie keinesfalls in ein Loch fallen würde. Besorgten Freunden erklärte sie: „Endlich habe ich genügend Zeit für meine Leidenschaft, das Lesen. Darüber hinaus liebe ich es, mit meinem Hund in der freien Natur unterwegs zu sein, ohne auf die Uhr sehen zu müssen. Besuche bei den Enkelkindern sind nun auch im Laufe der Woche möglich, ebenso Treffen mit Freunden.“
Trotz aller Aktivitäten wünschte sie sich neue Herausforderungen. Über das Internetportal der Freiwilligen-Agentur erforschte sie, was Bocholt seinen Bürgerinnen und Bürgern, die ehrenamtlich tätig sein möchten, anzubieten hat. So fand sie zur Schauspielgruppe „Die Spätzünder“ und zum Schreiben. Beides macht ihr ungeheuer viel Spaß. Wenn sie Porträts und Berichte über ehrenamtlich tätige Bocholter und Bocholterinnen anfertigt, steht für sie die Freude an den Gesprächen mit den Interviewpartnern im Vordergrund.
„Durch meine ehrenamtliche Tätigkeit habe ich viele interessante Leute kennengelernt, die aus ganz unterschiedlichen Berufssparten und Bereichen kommen und schon dadurch oftmals eine andere Sicht der Dinge haben“, sagt sie. Außerdem schätze sie das kollegiale und freundschaftliche Miteinander im Team der Freiwilligen- Agentur. „Hier bin ich gut aufgehoben.“
Joachim Freund – Gemeinschaft als Thema
Das Zusammenleben der Menschen war stets sein Thema. Als Schüler schon, als Student der Sozialwissenschaften und danach als Zeitungsjournalist. Es ist sein Thema geblieben. Im Rahmen des Programms „Engagierte Stadt“ hat Joachim Freund „Wir für Bocholt“ mit angestoßen und setzt auf dieser Internetseite dies nun fort – berichtet als Autor für die Rubrik „Porträts & Stories“ über Menschen und Einrichtungen, die sich aus eigenem Antrieb engagieren, zum Miteinander beitragen, zu Lebensqualität in der Stadtgesellschaft als einer funktionierenden Gemeinschaft.
Der Austausch mit diesen Menschen führe zu „tollen Begegnungen und wertvollen Erfahrungen“, sagt er. Bereichernd und motivierend sei es, zu erleben, wie sie auf ganz unterschiedliche, aber allemal ehrenamtlich engagierte Weise viele, viele Mosaiksteinchen für ein buntes, lebendiges Bocholt beisteuern. Den Blick darauf zu lenken mache deutlich, was die Menschen in dieser Stadt verbindet, quasi zu einem Gesamtbild, das sie prägt, mit dem sie sich identifizieren. „Höchst wertvoll, aber meist so selbstverständlich, dass dies nicht bewusst wird“, sagt Joachim Freund. „Deshalb berichte ich darüber.“
Stefanie Niehaus – Geht nicht gibt‘s nicht
“Ich bin jemand, der nicht gut stillsitzen kann“, sagt Stefanie Niehaus über sich. Das ist es aber nicht wirklich, weshalb sie jüngst zum Redaktionsteam der Seite „Wir für Bocholt“ hinzu kam. Es reizt sie, eine für sie neue Aufgabe anzugehen, nämlich über Menschen zu berichten, die mit ihrem Einsatz ein Beispiel geben.
Was sie antreibt, ist ihr eigenes Engagement. Als ihre drei Kinder groß waren, fand sie Zeit für neue Aufgaben, und das bedeutete für sie, anzupacken: Sie engagierte sich für die Flüchtlingshilfe und teilte für Flüchtlinge, die vor fünf Jahren zahlreich nach Bocholt kamen, Essen aus. Danach tat sie Gleiches für den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF).
Sie will „Menschen helfen, die Hilfe brauchen“. Und das in ihrem Umfeld oder bei darüber hinausgehenden Initiativen im persönlichen Kontakt. Dabei drängt es sie, sich persönlich einzubringen und unbürokratische Lösungen zu finden, nach dem Motto „geht nicht gibt‘s nicht“. Wichtig ist ihr, mitzubekommen, dass ihr Tun Früchte trägt. Die Bocholter Corona-Hilfe, für die sie sich engagiert, ist da ein gut geeignetes Feld ehrenamtlichen Einsatzes.
Wenn sie nun über andere Engagierte schreibt, möchte sie damit in positiver Hinsicht anstecken, ermuntern, auffordern, die vielen bestehenden oder auch neue Möglichkeiten zu nutzen, um sich einzubringen.
Unser Teamleiter
Rainer Howestädt – Engagement, das zusammenschweißt
Der hauptamtliche Leiter der Freiwilligen-Agentur ist Rainer Howestädt, als Mitarbeiter der Stadt Bocholt für die „strategische Ehrenamtsförderung“ zuständig. Gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen hat er in den vergangenen Jahren die Freiwilligen-Agentur zu einem wirkungsvollen Werkzeug der Ehrenamtsförderung in Bocholt aufgebaut. Nach verschiedenen Aufgabenfeldern im Sozialamt (heute Fachbereich Soziales) fand er es toll, etwas Neues auf die Beine stellen und entwickeln und sich zugleich weiterhin für die Bocholterinnen und Bocholter einsetzen zu können.
„Die Ehrenamtsförderung wird in Bocholt breit unterstützt“, lobt er. „Von der Verwaltung und der Politik ebenso wie von Unternehmen.“ Das sei eine wertvolle Komponente für seine Arbeit. „Einfach toll“ findet Rainer Howestädt auch sein von ihm so tituliertes ehrenamtliches „Dream-Team“: „Jeder bringt seine Persönlichkeit und seine Kompetenzen mit ein. Und vor allem eine riesige Portion Einsatzbereitschaft. Man ist nicht nur für Bocholt, sondern auch innerhalb des Teams füreinander da. Das Thema Ehrenamt treibt alle an und schweißt zusammen.“ Viel Arbeit, viel Freude, lautet sein Fazit.