Bocholt ist eine Fairtrade-Stadt. Großen Anteil daran haben die engagierten Menschen, die den Weltladen betreiben.
1998 hat der Ökumenische Arbeitskreis Eine Welt Bocholt e.V. den Laden gegründet. In den einladenden Räumen am St.-Georgs-Platz 8 werden Waren von genossenschaftlich organisierten Kleinbauern und Kleinproduzenten angeboten. Kaffee und Tee, Zucker und Schokolade, Kleidung und Schmuck, Taschen und Täschchen, fremde Musikinstrumente, Spielzeug und Geschenkartikel – und viele Geschichten, die sich auf den zweiten Blick erschließen. Informationen zu den einzelnen Produkten gibt das freundliche Personal, das aber kein Personal im herkömmlichen Sinn ist, denn alle hier tätigen Menschen arbeiten ehrenamtlich. Und somit ist der Weltladen kein Laden wie jeder andere.
Bärbel Böggering, die Geschäftsführerin des ökumenischen Arbeitskreises, erklärt, wie das Funktionieren gewährleistet wird. Etwa 40 Menschen haben sich zusammengetan und teilen sich die Arbeiten von der Bestellung über das Lagern, die Preisauszeichnung, die fröhliche Dekoration des Ladens bis hin zum Verkauf. Dabei sind die Beteiligten trotz der Fülle der Aufgaben nicht in langen Schichten gebunden, sondern es hat sich ein System eingespielt, bei dem die Mitwirkenden jeweils zwei bis drei Stunden anwesend sind.
Faire Produkte
Fair produzieren bedeutet, dass die Beschäftigten insbesondere in den sogenannten Drittweltländern bessere Arbeits- und Lebensbedingungen erlangen. Dazu gehört vor allem die Einhaltung der Menschenrechte. Aber auch die Konventionen der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO – International workers organization) gehören dazu: Gewerkschaftsfreiheit, Verbot von Kinderarbeit und Sklaverei in der Produktion. Zudem werden festgelegte Löhne gezahlt, die die Existenz der Arbeiterinnen und Arbeiter sichern.
16 Cafés und Gaststätten sowie zwei Blumengeschäfte in Bocholt haben fair gehandelte Produkte in ihrem Angebot. Es haben sich auch große Handelsketten dem Vertrieb solcher Produkte angeschlossen. Aber es gibt einen Unterschied zum Weltladen. Das Fairtrade-Siegel bekommen auch Waren, die nur zu einem gewissen Prozentsatz fair erzeugte Bestandteile enthalten. Im Weltladen sind dagegen in allen Produkten deutlich höhere Fairhandelsanteile enthalten als im herkömmlichen Handel, meistens bis zu 100 Prozent.
Weitere Aktivitäten
Die Aktivitäten des Arbeitskreises beschränken sich nicht allein auf die Organisation des Ladens, sondern auch Ausstellungen, Informationsveranstaltungen und das Erstellen von Lehr- und Lernmaterialien zeigen den weiten Aktionsradius des Arbeitskreises. So gibt es den ‚Kaffeeparcours‘: Das sind Lernstationen, anhand derer der Kaffee-Weg vom Strauch bis in die Tasse nachvollzogen werden kann. Dabei wird gelernt, wie der Preis des Kaffees entsteht und wer wieviel daran verdient.
Übrigens, das alte Klischee vom guten gemeinten, aber schrecklich schmeckenden Kaffee aus einem Weltladen stimmt nicht mehr. Ich wurde mit einem vollmundigen Kaffee bewirtet und konnte mich überzeugen, dass mittlerweile die Angebotspalette für fast jeden Geschmack etwas anbietet. – bh –
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