Für Hildegard Frieling-Heipel stand die berufliche Tätigkeit im Zentrum des Lebens. Wie ergeht es ihr damit im Ruhestand? – Ein Interview
Frau Frieling-Heipel, wie geht es Ihnen im Ruhestand?
Erstaunlich gut. Die Vorstellung, nach einer langen und erfüllenden Berufstätigkeit auf Null umzusteigen, hatte mich schon beunruhigt. Aber jetzt stelle ich fest, dass ich die Hektik der Arbeit nicht vermisse. Den Kreislauf der Beschleunigung habe ich durchbrechen können. Auch Freunde und Kollegen sind überrascht, wie gut mir der Ausstieg aus dem beruflichen Alltag gelungen ist.
Aber untätig sind Sie nicht. Sie haben mit einigen wenigen Mitstreitern den Verein Sehen.Helfen.Handeln. e.V. gegründet. Wie kam es dazu?
Das war eine glückliche Fügung, nachdem eine problematische Situation bei der Caritas entstanden war. Es schien so, dass ein Arbeitsbereich nicht weiter finanzierbar wäre. Um den beteiligten Mitstreitern eine Arbeitsperspektive bieten zu können, habe ich mit anderen Engagierten den Verein Sehen.Helfen.Handeln gegründet. Für den ursprünglichen Vereinszweck fand sich schließlich eine andere Lösung, aber der Verein war in der Welt.
Aber warum noch ein sozial engagierter Verein? Es gibt doch schon ein breites Angebot für ehrenamtliche Tätigkeiten.
Es ist der große Reiz des Gestaltens. Neues zu initiieren und auf den Weg zu bringen, das war die Kür während meiner Berufstätigkeit neben den sonstigen Pflichten. Dabei habe ich vielfach in Projekten mitgearbeitet und dabei auch deren Schranken erfahren – von den bürokratischen Hürden einer Antragstellung für die Förderung eines Projekts bis hin zu dessen zeitlicher Begrenzung. Das ist bei einem kleinen Verein anders. Hier können wir langfristig denken, die Kommunikationswege sind kurz und effektiv.
Als erste Idee haben Sie die „Telefonbrücke für Senioren“ auf den Weg gebracht. Woher kam die Idee?
Das war tatsächlich eine Bedarfserwägung. Immer mehr alte Menschen vereinsamen. Lebenspartner und Freunde sterben, Kinder leben weit entfernt, auch Nachbarschaften tragen nicht mehr. Diesen Menschen wollen wir mit der Telefonbrücke ein Gesprächsangebot bieten.
Wie ist es Ihnen gelungen, so viele Mitstreiter für die Telefonbrücke zu gewinnen?
Das hat mich selbst überrascht. Nach nur einem Artikel im BBV stand ein neunköpfiges Team bereit. Das hat mir gezeigt, dass ich das Thema richtig eingeschätzt habe.
Haben Sie neben Ihrem Engagement auch noch Hobbys?
Oh ja! Lesen, Kochen, Rad fahren, dafür ist jetzt endlich viel Zeit. Und die muss auch bleiben. Das ist übrigens auch der Vorteil eines kleinen Vereins, da komme ich nicht in Versuchung, den kleinen Finger zu reichen und die ganze Hand nehmen zu lassen.
Danke für das Gespräch, viel Erfolg für Ihre Projekte und spannende Lektüren in der Freizeit.
– bh –
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