Ein Betreuer heißt so, weil er seinem Verein die Treue hält. Zum Beispiel Christian Meiners.
Beim SC 26 haben sie zum Saisonbeginn fast die gesamte 1. Mannschaft ausgetauscht. Das Wechselfieber erfasst zunehmend auch den Amateur-Fußball. Christian Meiners aber ist geblieben. Seit fünf Jahren ist er Betreuer des Teams, und viel länger noch ist er ein fester Bestandteil des Vereins am Kaisergarten. Er ist einer von denen, die auf dem Mannschaftsfoto dabei sind, aber nicht im Vordergrund stehen, nicht für Tore, kluge Pässe oder geschickte Taktiken gefeiert werden. Und ohne die es doch nicht liefe.
Einer wie er ist mit dem Verein groß geworden. Hat als Junge hier Fußball gespielt – 32 Jahre lang, bis zur A-Jugend. Hat sich im Jugendvorstand engagiert, Mannschaften trainiert. Und ist jetzt der Kümmerer für die „Erste“. Fast die komplette Freizeit des 54-Jährigen füllt das aus. Unbezahlt. Er kann einfach nicht anders.
Kümmerer
Sonntag für Sonntag ist er bei seiner Mannschaft, von mittags bis abends. Auch ins Trainingslager vor Saisonbeginn ist er mitgefahren. Er kümmert sich um die benötigte Ausrüstung, besorgt Getränke und füllt den Arztkoffer auf, verteilt wohl mal Pflaster oder hilft beim Verbandanlegen. Er kümmert sich um die Spielberichte, sichtet die Unterlagen mit den neuen Regeln für die Bezirksliga und erklärt sie seinen Jungs. Bei den Mannschaftsbesprechungen ist er dabei, ohne indes dem Trainer ins Handwerk zu pfuschen.
Er spricht mit den Spielern. Auch über Privates. Dabei erfährt er zum Beispiel, warum es bei dem einen oder anderen gerade nicht so gut läuft. Dann wägt er ab, ob er dem Trainer einen Tipp gibt – als hilfreiche Information und als Anregung, vielleicht ein Vier-Augen-Gespräch zu führen. Er weiß aber, dass er das Vertrauen der Spieler nicht missbrauchen und nicht alles erzählen darf.
Neben Mannschaftsbus und -bank ist vor allem der Platz sein Zuhause. Auch wenn er in Stenern wohnt und von dort in Richtung Lowick stets hin und her radeln muss. Für die Platzpflege ist die Stadtverwaltung zuständig, aber er ergänzt deren Einsatz etwa beim Wässern des Rasens. Er bringt die neuen Tornetze an und flickt die alten, reinigt die Kabinen ebenso wie die Tribüne, auf die der Verein besonders stolz ist. Er kann es „einfach nicht haben, wenn es nicht in Ordnung ist, wenn die Anlage aussieht wie Gammel“. Vom Staffelleiter, von Vereinen und Schiedsrichtern hat er die Telefonnummern und klärt bei Platzsperren und Spielverlegungen alles Nötige.
Familiensache
So ein persönliches Vereinsleben ist ein Leben für den Verein. Und es ist Familiensache. Andernfalls bliebe eines von beiden auf der Strecke. Da ist es gut, wenn auch die Ehefrau Fußball gespielt hat, bei Heimspielen den Kioskverkauf managt und auch bei Auswärtsspielen dabei ist. Auch die beiden Brüder von Christian Meiners sind mit dem SC 26 groß geworden, einer von beiden ist mit seiner Firma Club-Sponsor.
Die Bereitschaft, sich einfach so, also ehrenamtlich zu engagieren, nehme ab, stellt Christian Meiners fest. Aber zum Glück gibt es noch die „Alten Herren“, die gut vernetzt sind und für verschiedene Anforderungen im Verein handwerkliche Fähigkeiten einbringen, die Material oder Transportmöglichkeiten organisieren, „ohne vorher groß zu diskutieren“.
Immer wieder hat er auch mit welchen zu tun, die zur Mithilfe „verdonnert“ werden – mit Jugendlichen, die bei der Platzpflege unter seiner Anleitung Sozialstunden ableisten. Da ist er Betreuer auf ganz andere Art, versucht ihnen nahezubringen, dass sie ihre Freizeit im Fußballverein sinnvoller verbringen können als mit Unternehmungen, die ihnen Gerichtstermine und Sozialstunden einbringen.
Vor zwei Jahren, nach einer Herz-Operation, wollte Christian Meiners kürzertreten. Aber das ist schwierig, wenn man für so Vieles gebraucht wird. Und es gibt ihm ja auch was. Dass er praktisch alle 350 Vereinsmitglieder kennt und darüber hinaus Bocholts Fußballwelt ebenso wie die der Region. Dass er altgediente Kumpel in Oberhausen oder anderswo trifft und neue Vereine kennenlernt. Und natürlich, dass er für die Spieler seiner Mannschaft „ein richtig guter Freund“ ist, wie er sagt. Die danken ihm seinen Einsatz unter anderem mit Freikarten fürs Kino mit anschließendem Essen. Er wolle „nicht die große Anerkennung“, sagt Christian Meiners, lieber ein spontanes, herzliches „Danke“. Wenn er abends mit anderen aus der großen Vereinsfamilie auf dem Club-Gelände sitzt und ausnahmsweise mal Ruhe genießt, dann ist auch das sein Lohn. Viel mehr braucht er nicht. „Ich hänge hier dran“, sagt er. – jf –