Die jungen Leute von „Up with People“ haben in Bocholt in vielfältiger Weise gezeigt, was Gemeinschaft bedeutet.
Ampelhaus klingt nach Rot, Gelb und Grün. Dieses Haus in Bocholt, in dem junge Leute auf farblich unterschiedenen Ebenen wohnen, ist jetzt noch bunter. Das haben die Bewohnerinnen und Bewohner, die vom Verein Jugendhilfe und soziale Integration (Jusina) betreut werden, „Up with People“ zu verdanken. So heißt die Organisation, unter deren Label knapp 100 junge Menschen aus vielen Ländern in Bocholt zwei mitreißende Musik- und Tanz-Shows präsentierten. Aber nicht nur das: Aufgeteilt in kleine Gruppen, machten sie sich in verschiedenen Bocholter Einrichtungen, darunter das Ampelhaus, auch handwerklich nützlich – ehrenamtlich.
Diese Einsätze gehören zum Selbstverständnis von „Up with People“. 1965 in den USA gegründet, zielt die Non-Profit-Bildungseinrichtung auf die Vermittlung von Botschaften, die ein – auch interkulturell – respektvolles Verhalten untereinander ebenso beinhalten wie den verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur. Vermittelt wird dies nicht mit ernster Miene und erhobenem Zeigefinger, sondern mittels bunter, fröhlicher Bühnen-Shows im Rahmen internationaler Tourneen. Und eben auch, indem tatkräftig mit angepackt wird.
Neue Farbe für die Hütte
In Bocholt haben die jungen Leute das unter anderem im Heimathaus in Mussum, auf der Jugendfarm in Biemenhorst, bei der Lebenshilfe und beim THW getan. Die zwölf Bewohnerinnen und Bewohner des Ampelhauses haben mit ihren Betreuern beraten, wie und wo genau sich die „Up-with-People“-Mitglieder nützlich machen könnten. Dabei herausgekommen ist unter anderem die Renovierung der Raucherhütte neben dem Gebäude, die unter der kreativen Federführung des Mexikaners Tzvi Kogan (Foto oben, rechts) und mit Beteiligung einzelner Hausbewohner eine neue Optik erhielt – so farbig wie die Kostüme der Akteure auf der Bühne. Ähnlich erging es einem bis dahin tristen Garagentor. Die engagierten jungen Akteure bewiesen, dass sie nicht nur beachtlich singen, musizieren oder tanzen, sondern auch Paletten-Möbel schleifen und Beete begrünen können.
Vier ihrer Freunde aus der Gruppe hatten bereits zuvor in Mussum gemeinsam mit zwei Ehrenamtlichen der Dorfgemeinschaft den im vergangenen Jahr errichteten Kreuzweg gesäubert – mit viel Elan und viel Spaß. Danach gab es ein gemeinsames Spargelessen bei Familie Schmeink. „Ein toller Tag und ein Erlebnis für alle“, freute sich Leo Engenhorst, Vorstandsmitglied der Dorfgemeinschaft.
Engagement wirkt
Das Engagement auf allen Ebenen wirkt nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. In dem halben Jahr ihrer Tour mit „Up with People“, deren Programm am Stammsitz in Denver einstudiert wurde, hat sich Leandra aus Basel, eine der Ampelhaus-Aufhübscher (Foto oben, links), nach eigenem Bekunden definitiv verändert. Bei den vielen Begegnungen mit Menschen in Kalifornien, Mexico-City, Belgien, Bocholt, im Kontakt mit den Gastfamilien habe sie enorm viel über andere Kulturen und Gewohnheiten, den Umgang damit und das Verständnis dafür gelernt, sagt die 19-Jährige. Sie sei viel offener geworden. Diese Erfahrung und die daraus resultierende Haltung schaffen zwar nicht alle Probleme aus der Welt, aber sie sind eine Basis dafür, sich für die Gemeinschaft und in ihr und damit auch für andere und mit ihnen zu engagieren und etwas zu bewegen – im Gegensatz zu verbreiteten Egoismen, nicht gewinnorientiert, sondern ehrenamtlich. – jo –