Vom Frühjahr bis in den späten Herbst treffen sich Mitglieder des Bocholter Bogenschützen-Clubs auf der großräumigen Schießanlange am Finkenberg und gehen ihrem Hobby nach oder trainieren für Wettkämpfe.
Leistungs- und Familiensport gleichermaßen
Janis Krasenbrink, der Vorsitzende des Vereins, erzählt mit hörbarem Stolz von den zahlreichen sportlichen Erfolgen der Bocholter Schützen auf Landes- und Bundesebene, die alle auf der Webseite des Vereins zusammengetragen werden.
Ein moderner Bogen eines Sportschützen erinnert nur in seiner Basiskonstruktion an das Urbild eines Bogens. Verwendet werden heute unterschiedliche Materialien, die leicht und stabil im Mittelteil des Bogens und beweglich an den Enden sein müssen. Hinzu kommen noch Stabilisatoren in der Waage- und Senkrechten. Ich darf einen solchen Bogen in die Hand nehmen, und er wiegt schwer am ausgestreckten Arm. Das ändere sich, wenn die Sehne gespannt wird. Dann verteile sich das Gewicht, wird mir erklärt.
Bogenschießen sei durchaus ein Familiensport, sagt Janis Krasenbrink. Kinder können ab etwa zehn Jahren damit anfangen, und auch mit 80 Jahren muss man noch nicht aufhören.
Besonderer Wert wird im Verein auf die Betreuung und das Training Jugendlicher gelegt. Sie können zwei- bis dreimal in der Woche trainieren und werden sozial in das Vereinsleben eingebunden. Besondere Höhepunkte sind gemeinsame Fahrten nach Berlin zum internationalen Bogensport World-Cup.
Parasportler
Ruhig und konzentriert geht es zu auf dem Platz mit den zahlreichen Schießscheiben in unterschiedlichen Abständen. Jugendliche und Erwachsene stehen an der Schießlinie und lassen ihre Pfeile auf die Scheiben schnellen. Dabei folgen sie strengen Regeln, um die Sicherheit aller Anwesenden zu gewährleisten.
Dass die Schießlinie gepflastert ist, ist eine Besonderheit. Damit ist es den Schützen im Rollstuhl möglich, eigenständig am Training teilzunehmen. Gleich elf behinderte Schützen aus Bocholt nehmen am Meisterschaftsprogramm der Parasportler teil. Bogenschießen ist für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ausführbar, weil die Bögen wandelbar sind und sich je nach den Bedürfnissen umrüsten lassen.
In diesem Jahr wird sogar die Deutsche Meisterschaft behinderter Schützen (Para-DM) durch den BBC ausgerichtet. Das bedeutet für alle Vereinsmitglieder viel ehrenamtliche Arbeit und erfordert viel Erfahrung bei der Turnierorganisation. Schon im Vorfeld sind zum Beispiel die Toiletten im Vereinsheim behindertengerecht umgebaut worden.
Nicht nur bei großen Ereignissen legen die Vereinsmitglieder Hand an. Schon bei Beginn der Mitgliedschaft wissen sie, dass es im Jahr vier Vereinsarbeitstage geben wird. Am Jahresanfang werden die Schießscheiben instandgesetzt, Laub und herabgefallene Äste der hohen Bäume werden beseitigt, Tierattrappen werden geflickt. An diesen Tagen wird viel geleistet, aber die Mitglieder genießen auch das Beisammensein und den Austausch. Der letzte gemeinsame Arbeitstag dient dazu, die Anlage für den Winterschlaf vorzubereiten. Dann findet das Training in einer Halle statt. „Alle im Verein geleistete Arbeit ist ehrenamtlich“, betont der Vorsitzende.
Perfekter Schuss?
Den perfekten Schuss gibt es nicht, so Janis Krasenbrink. Aber es gibt durch das Training einen stetigen Aufbau der Präzision und eine Annäherung. Dabei sind es für den Profisportler 94 zu beachtende Einzelaspekte, die er auf der Suche nach Perfektion in Einklang bringen muss. Dabei spielt auch das mentale Training eine große Rolle. Jeder Schuss muss gedanklich und emotional viele Male vorweggenommen werden.
Aber auch ohne Perfektion gibt der Bogensport den Schützen etwas heutzutage Seltenes: „Abschalten und Loslassen“, so Janis Krasenbrink. – bh –