Klemens Essing leitet beim SV Biemenhorst eine Abteilung, die für einen Sportverein ungewöhnlich ist: den Kindergarten Waldschlößchen.
Trainer und Spieler werden öffentlich präsentiert, gelobt oder getadelt. Mitunter wird auch der Präsident erwähnt. Aber so manch anderer ehrenamtlicher Einsatz im Verein wird oft weniger wahrgenommen. Beim SV Biemenhorst haben wir Beispiele solchen Engagements entdeckt, über die wir in drei Folgen berichten. Den Anfang macht der Leiter der Abteilung Kindergarten.
Rund 1200 Mitglieder zählt der SV Biemenhorst. Zwölf von ihnen bilden den Vorstand. Sie sind für den Verein ebenso ehrenamtlich im Einsatz wie die Abteilungsleiter und -leiterinnen, Trainer und Betreuer. Wie viele Ehrenamtliche es insgesamt gibt, weiß Gunnar Lörwink auf Anhieb gar nicht genau zu sagen. „Jede Menge“ jedenfalls, meint er. Gäbe es sie nicht, könnte der Verein nicht existieren. Er selbst ist der Älteste in einem recht jungen Vorstandsteam, kümmert sich um die Mitgliederverwaltung, insbesondere um die Mitgliedsbeiträge. Er und sein Verein haben den Mitgliedern angesichts der aktuellen Corona-Situation die Beitragszahlungen für Januar und Februar erlassen – eine Geste, die finanziell abgesichert sei. Außerdem ist er Ansprechpartner für die Internetseite des Vereins, mit deren Erneuerung er gerade befasst ist.
„Wir können uns aufeinander verlassen“, sagt Gunnar Lörwink nach zehn Jahren Vorstandserfahrung. Gleiches gelte für das Verhältnis zu den Abteilungsleitern als „echten Vertrauenspersonen“. Die Stimmung untereinander sei prima und motivierend. „Man hat das Gefühl, dass man gebraucht wird und etwas Sinnvolles für die Allgemeinheit tut.“
Der Fußball dominiert, aber zum umfangreichen Angebot zählen unter anderem auch Tennis, Tischtennis, Spinning, Fitness und Gymnastik, verschiedene Kurse von Bodyforming bis Zumba sowie Turnen, Tanzen oder Leichtathletik für Kinder. Und dann gibt es eine Abteilung, die für einen Sportverein ganz ungewöhnlich ist: Sie ist für den Kindergarten „Waldschlößchen“ zuständig. Mit Sport hat das jedenfalls insofern zu tun, als dies ein Bewegungskindergarten des Landessportbundes ist und dieser Bezeichnung mit entsprechenden Angeboten gerecht wird – ergänzt um gesunde Ernährung.
“Büromensch mit praktischer Veranlagung”
Die Erzieherinnen, welche die normalerweise 45 Kindergartenkinder betreuen, machen das natürlich beruflich, aber als zuständiger Abteilungsleiter ist Klemens Essing ehrenamtlich im Einsatz. Sein Engagement für den SV Biemenhorst währt schon viele Jahre. 1975 wurde er Mitglied des geschäftsführenden Vorstands, von 1990 bis 2015 war er Präsident. 1995 übernahm der Verein den Kindergarten und Klemens Essing dessen Leitung. Das Foto oben zeigt ihn vor dem Kindergarten-Gebäude.
Der gelernte Maschinenbau- und Elektrotechniker und frühere Flenderaner bezeichnet sich selbst als „Büromenschen mit praktischer Veranlagung“. Seine Befähigung in beiden Bereichen stellt der 78-Jährige, der nun Ehrenpräsident ist, immer noch und immer wieder unter Beweis. Zwei Hochbeete hat er für „seinen“ Kindergarten gebaut, dort gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern eine neue Küche installiert und sich auch sonst handwerklich betätigt.
Darüber hinaus kümmert sich Klemens Essing „um alles Mögliche“. Um Planung, Organisation und Terminierung. Um die Umsetzung und Einhaltung der Brandschutzverordnung zum Beispiel und gemeinsam mit seiner Frau Christa, die das seit vielen Jahren ebenfalls ehrenamtlich macht, auch um Personalangelegenheiten, etwa auch um die Weiterbildung der Erzieherinnen. Die Corona-Pandemie stellt die beiden vor eine ganz besondere Herausforderung. Derzeit haben sie zum zweiten Mal eine sogenannte Notbetreuung für einen Teil der Kinder zu organisieren. Klemens Essing hat Luftreinigungsgeräte ausgesucht und angeschafft, die Aerosole filtern und Ansteckungsrisiken deutlich mindern sollen.
Gut, dass es angenehmere Aufgaben gibt, die mit der Perspektive auf bessere Zeiten verbunden sind. „Wir bauen einen Sinnesgarten“, sagt Klemens Essing. Das, was die Kinder dort in Zukunft ertasten können, entsteht gerade in seinem Keller. – jf –