Hans Wiegrink ist Lernbegleiter. Das bereichert ihn – ganz ohne Bezahlung.
Es kommt vor, dass er gefragt wird, warum er sich das antue – seine wertvolle freie Zeit zu opfern, ohne Bezahlung. „Manche verstehen das nicht“, sagt Hans Wiegrink. Sie können nicht nachvollziehen, dass man für andere etwas tut, weil es denen nützt und einen selbst persönlich bereichert, ohne dass dies in Geld aufzuwiegen wäre. Er aber weiß, wie das ist, wenn er Grundschülerinnen und -schülern beim Lernen zur Seite steht. Wie wertvoll.
Vor neun Jahren ist er in Rente gegangen. Nach 47 aktiven Jahren für den Bocholter Bauverein, die meiste Zeit davon als dessen Geschäftsführer. „Im Beruf, in meinem Leben habe ich viel Glück gehabt“, sagt er. „Es ging immer bergauf.“ Nun wolle er „etwas zurückgeben“.
Natürlich ging es ihm auch darum, sich zu betätigen, weil man als Rentner ja nicht immer nur spazierengehen könne. Aber nicht angeln oder kegeln, sondern etwas, wo er sich für andere einbringen konnte. Da las er in der Zeitung einen Aufruf, sich als Mediator ausbilden zu lassen – als Ansprechpartner für Schülerinnen und Schüler bei Streit oder anderen Problemen. Das sei doch genau das Richtige für ihn, meinte seine Frau. Und so kam es, dass Hans Wiegrink, der als Kind den Wunsch hatte, Lehrer zu werden, mit inzwischen 72 Jahren wieder zur Grundschule geht.
Lernbegleiter ist er seit vier Jahren, nachdem die Mediatoren überwiegend Sozialarbeitern gewichen sind. An zwei Wochentagen hilft er den Kindern der Clemens-August-Schule in jeweils zwei Stunden in Deutsch und Mathe. Teils im Unterricht, teils mittels intensiver Betreuung im Förderraum. Er erlebt die Entwicklung von Erst- zu Viertklässlern, die Unterschiede zur eigenen Grundschulzeit und der seiner beiden erwachsenen Kinder. „Man wächst mit den Kindern“, sagt der vierfache Großvater, der unter den Schülerinnen und Schülern selbstverständlich dazu gehört, ins Freunde-Buch schreiben darf. „Ich bin für sie einfach der Hans.“
Für die Fahrradprüfung üben, zum Eislaufen begleiten, beim Wandertag mitwandern – klar, dass er dabei ist. Auch bei der Weihnachtsfeier und beim Schulfest oder bei der Verabschiedung von Lehrerinnen und Lehrern. Dass die ihn loben, tut natürlich gut. Sie freuen sich ebenso wie die Kinder, sind dankbar, wenn er da ist. Das ist ihm Lohn genug. Und so geht Hans Wiegrink weiter in die Schule. „So lange es mir Spaß macht und ich es gesundheitlich kann.“ – jf –