Nach dem Abi muss sich die 18-jährige Bocholterin erstmal beruflich orientieren. Vielfältig, hier und dort. Gerade managt sie den Einsatz von 33 Helferinnen und Helfern für ein Konzert.
Gerade 18, Abitur geschafft und nun die Frage: Was will ich? Erstmal Abstand, weit weg, New York oder Sidney, bevor die Berufskarriere einen auf Jahre einengt? Oder lieber erstmal wie gewohnt im Elternhaus bleiben und von dort zum Ausbildungsort pendeln? Studieren, und wenn ja was und wie? Eine glasklare Sache ist die Antwort für die Wenigsten. Und mancher Wunsch lässt sich nicht oder nicht gleich erfüllen. Bevor sie ihr Ticket für ihren zukünftigen Lebensweg löst, braucht die Bocholter Abiturientin Jill Braun Zeit, um sich zu orientieren. Sie hat eine Richtung vor Augen (Ergotherapie oder Soziale Arbeit), aber nach der Schulzeit am Kapu fehlen ihr praktische Erfahrungen, Impulse, Denkanstöße, um sich zu entscheiden. Ein freiwilliges soziales Jahr könnte da hilfreich sein, doch sie möchte lieber Verschiedenes ausprobieren, selber suchen.
Seit dem Abi im Frühjahr hat Jill einen bunten Strauß an Betätigungen gefunden. Zur Ferienbetreuung für den Jugendhilfe-Verein „Jugend und soziale Arbeit“ (Jusa), für die sie bereits als Schülerin tätig war, kam ein Praktikum für Ergotherapie hinzu, ein weiteres im Bereich Soziale Arbeit soll folgen, außerdem ein Engagement bei der Lebenshilfe. Erfahrungen in einem ganz anderen Metier hat sie gemacht, als sie gekellnert hat. Dass sie in dieser Orientierungsphase Geld verdient ist für sie, dank familiärer Unterstützung, nicht entscheidend. Nicht nur chillen, sondern sich aktiv engagieren erwarten ihre Eltern, und das tut Jill. Abgesehen vom Kellnerinnen-Job ehrenamtlich.
Von der Ratsuchenden zur Beraterin
Der Erlös geht an die gemeinnützige Organisation WensAmbulance, die durch Freiwillige betrieben und durch Spenden finanziert wird. Sie erfüllt schwerst- und todkranken Menschen letzte Wünsche und organisiert dafür Liegendtransporte innerhalb und außerhalb der Niederlande.
Eintrittskarten für 16 Euro pro Tag oder 26 Euro für beide Tage gibt es im Vorverkauf unter https://concertfordreams.eventgoose.com/ sowie jeweils an der Abendkasse.
Das war indes nicht alles. Jill hatte genau den richtigen Moment erwischt, um eine Aufgabe zu übernehmen, bei der sie sich beweisen und wertvolle Erfahrungen sammeln kann: Sie plant und organisiert den komplexen Einsatz junger Leute als ehrenamtliche Helferinnen und Helfer beim Benefizkonzert „Concert for dreams“ am 4. und 5. November in Dinxperlo.
33 Personen hat sie für diesen Zweck rekrutiert. Dabei konnte sie an den bestehenden guten Kontakten der Freiwilligen-Agentur zum Berufskolleg am Wasserturm ebenso anknüpfen wie zu ihren persönlichen, die aus ihrem Jusa-Engagement resultieren. Die jungen Leute werden bei dem Konzert unter anderem für die Garderobe sorgen oder auch beim Catering helfen. Jill organisiert ihre konkreten Einsätze, unter anderem in Form eines Schichtplans, sorgt für ihre Verpflegung und für ihren Transport sowie für ihre Ausstattung mit einheitlichen T-Shirts (Auf dem Foto zeigt Jill am Übergang von Suderwick nach Dinxperlo eines davon). Auch sie selbst wird bei dem Ereignis natürlich vor Ort aktiv sein.
Glücksfall für die Freiwilligen-Agentur
Für Rainer Howestädt, Leiter der Freiwilligen-Agentur, und seine ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist Jill quasi ein doppelter Glücksfall. Zum einen hat das Team für seine Beratungstätigkeit wertvolle Unterstützung erhalten, zum anderen wird deutlich, dass sich entgegen mancher Vorurteile auch junge Leute ehrenamtlich engagieren. Das entspricht genau dem, was die von der NRW-Staatskanzlei geförderte Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (lagfa) mit ihrem Programm „Kim macht’s“ in diesem und in anderen Fällen fördert.
Mit gerade 18 Jahren Projektmanagerin – Jill lacht. Ihre persönliche Orientierung ist damit nicht abgeschlossen. Mit dem, was sie an Neuem kennenlernt, macht sie einen weiteren Schritt voran. Erfolgserlebnisse stärken, schaffen Selbstvertrauen. Für sie wird deutlicher, was sie kann und was sie will. Eine grundlegende Tendenz gibt es bereits: „Mit Kindern arbeiten, wohl mehr in Richtung soziale Arbeit“. Die Vielfalt, die sie sucht und gerade hat – davon, so wünscht sie sich, müsse auf jeden Fall auch in Zukunft etwas bleiben. – jf –