Das Bocholter Tierheim öffnet wieder. Hund und Katz brauchen unbedingt ihre ehrenamtlichen Zweibeiner.
Es ist Anfang Mai. Die Zimmer des Katzenhauses werden von friedlich schlummernden oder spielenden Stubentigern bewohnt. Dank der vielen Sachspenden, die das Tierheim erhält, sind alle diese Zimmer mit reichlich Spielzeug und Rückzugsmöglichkeiten ausgestattet. Doch einige Räume und die beheizten Glaskäfige stehen leer. „Wir warten auf die erste Kittenschwemme des Jahres“, erklärt der Erste Vorsitzende des Tierheims, Wolfgang Baten. In den nächsten Wochen werden wieder viele Kitten (Katzenkinder) in die Obhut der Tierpfleger gegeben. Aufgepäppelt und gesund gepflegt werden sie einige Wochen später zur Vermittlung freigegeben.
„Sind die kleinen Katzen gesund, geben wir sie vorzugsweise im Zweierpack ab, damit sie immer gut beschäftigt sind und sich nicht aus Langeweile über die Wohnungseinrichtung hermachen“ erzählt Wolfgang Baten schmunzelnd.
Tierschutz mit Herz
Neben zehn festen Mitarbeitern ist der Vorsitzende einer von 15 Ehrenamtlichen, die einen Großteil ihrer Freizeit dem Tierschutz widmen. Auch Janine Stock kommt regelmäßig nach ihrer Arbeit im Kindergarten zum Tierheim und erledigt alle anfallenden Arbeiten. (Auf dem Titelfoto ist Janine mit der Hündin Lola zu sehen.) Schwerpunktmäßig kümmert sich die „Hundeflüsterin“ um die Sozialisierung der Vierbeiner. Sie kann die Hunde „lesen“ und ihr Verhalten einschätzen. Auch wenn die Freude über die erfolgreiche Vermittlung eines Tieres groß ist, überkommt die Tierheim-MitarbeiterInnen immer ein Hauch Abschiedsschmerz, wenn ein Tier das Heim am Stadtwald verlässt.
Hundeglück
Das größte Glück für die Hunde ist die tägliche Runde durch den Stadtwald mit ihren Gassigängern. Diese kommen regelmäßig bei Wind und Wetter und nehmen sich eigenständig eine Leine und „ihren“ Hund. Viele ehrenamtlichen Hundeausführer sind in ihren Berufen physisch und psychisch stark gefordert. Sie arbeiten im Krankenhaus oder Altenheim und nutzen die Hunderunde als Ausgleich zum Job. Der regelmäßige Spaziergang durch den Stadtwald ist nicht nur für den Menschen Balsam für die Seele. „Den Tieren gibt es sehr viel, konstante Bezugspersonen zu haben. Ohne Ehrenamtler ist das nicht möglich“, bestätigt Tierheimleiter Niklas Jägering.
Tierische Vorfreude
Vier Veranstaltungen pro Jahr und der Café-Betrieb am Wochenende – das waren vor der Corona-Pandemie wichtige Einnahmequellen für das Tierheim. Nach zwei Jahren Schließung freuen sich alle, dass es am 15. Mai wieder losgeht und sich am Wochenende wieder regelmäßig Tierbesitzer und Tierschützer bei einem Kaffee und einer frisch gebackenen Waffel austauschen können. Bisher haben samstags zwei und sonntags drei MitarbeiterInnen von 14 bis 17 Uhr die Cafeteria betrieben.
Ob alle Helfenden zum Saisonstart noch an Bord sind, ist für Wolfgang Baten fraglich. „Einige haben nach zwei Jahren Pause festgestellt, dass ein Sonntag auf dem Sofa auch ganz schön sein kann.“ An Anfragen, im Tierschutz aktiv zu sein, mangelt es nicht, jedoch sind hier Minijobs gefragt, die das Gehalt aufbessern sollen.
Hilfe für den Tierschutz kann nicht nur vor Ort geleistet werden. Über 400 Mitgliedern und Paten ist es zu verdanken, dass eine konstante Einnahmequelle vorhanden ist. Geld allein gewährleistet den Tierheimbetrieb aber nicht. Jede helfende Hand ist willkommen. Wolfgang Baten verabschiedet mich mit den Worten: „Wir sind auf die Menschen vorm Tor angewiesen.“ – cw –