Ohne Unterstützung können einige Kinder das „Optimist“ Angebot in Rhede nicht wahrnehmen. Mit Tim-Johannes Tiebing hat sich ein junger Mann gefunden, der den Transport dieser Kinder zu den Gruppensitzungen übernommen hat.
Tim Tiebing (41 Jahre alt) steht beruflich vor einem Neuanfang, da er sich nicht vorstellen kann, bis zum Ende seiner Berufslaufbahn im Hamsterrad eines Zeitungsvertriebs zu arbeiten. In seinem bisherigen Arbeitsbereich war er mit Aufgaben betraut, die das Nervenkostüm stark strapazieren. Konfrontiert mit der Aussicht, noch mindestens 25 Jahre darin tätig sein zu müssen, hat er für sich nach neuen Perspektiven umgesehen. Er glaubt, dass er für den Lehrberuf geeignet ist.
Nicht untätig warten
Aus diesem Grunde hat er sich für das Lehramtsstudium mit den Fächern Englisch und Sozialwissenschaften beworben und hofft auf eine Zusage. Schon jetzt bereitet er sich eifrig auf ein mögliches Studium vor. Aber dabei bleibe ihm genügend freie Zeit, die er auf jeden Fall mit etwas Sinnvollem füllen wolle, erklärt Tim mir bei unserem Gespräch.
Über einen Anruf bei der Stadt Bocholt, bei dem er sich nach ehrenamtlichen Aufgaben erkundigt hat, gelangte er zur Freiwilligen Agentur in der Langenbergstraße. Zusammen mit Michel Hesselmann, einem der ehrenamtlichen Berater, lotete Tim Tiebing aus, wo seine ehrenamtliche Tätigkeit angesiedelt sein könnte. Noch während des Gesprächs rief Frau van Acken, Vorsitzende der Fähre e.V., bei Michael Hesselmann an, weil sie die Freiwilligen Agentur um Unterstützung bitten wollte. Im Rahmen ihres Projektes „Optimist“ , das ihr eine Herzensangelegenheit ist (wir berichteten darüber am 8.4. in dem Artikel Aus der Not geboren), suchte sie nach jemandem, der Kinder und Jugendliche zu den Gruppenstunden fahren kann. Eine kurze Anfrage bei Tim Tiebing, ob er sich vorstellen könne, diese Aufgabe zu übernehmen, führte schnell zum Erfolg. Ein Fahrer war gefunden!
Alle vierzehn Tage fährt Tim mit dem Linienbus nach Rhede zur Tagungsstätte des Fördervereins Fähre, nimmt dort einen PKW in Empfang und macht sich auf den Weg. Da auswärtige Kinder nicht grundsätzliche die Möglichkeit haben, von ihren Eltern nach Rhede gebracht zu werden oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin zu gelangen, holt Tim Tiebing diese in Raesfeld und Oeding ab. Er fährt sie nach Rhede und fährt sie am Ende der Sitzungen auch wieder nach Hause zurück. „Es macht mir Freude, den Kindern auf diese Weise helfen zu können“, sagt er.
Auch anderweitig im Einsatz
Ebenfalls durch die Freiwilligen Agentur wurde Tim mit Leo Engenhorst bekannt gemacht, der dort als ehrenamtlicher Berater fungiert. Engenhorst springt ein, wenn ältere Menschen keine Hilfe für ihren Umzug finden. Er baut Möbel ab, bringt sie zum neuen Standort und baut sie dort auch wieder auf. „Das ist durchaus eine körperlich anstrengende Arbeit“, erläutert Tim Tiebing. „Und da dachte ich mir, dass er dabei die Unterstützung eines jüngeren tatkräftigen Mannes sicher gebrauchen kann.“ Und wenn Leo Engenhorst wieder bei einem Möbeltransport hilft, ruft er Tim an und fragt, ob er mitanpacken kann. Leider klappe das nicht immer, da die Anfragen bisweilen sehr kurzfristig kämen, bedauert Tim.
Mithelfen, einspringen, das ist für Tim eine Selbstverständlichkeit. Schon 2015, während der Flüchtlingskrise, kam er auf die Idee, seinen persönlichen Beitrag zu leisten. Interessierte Flüchtlinge, die in der Norbertschule untergebracht waren, lud er an den Wochenenden ab und an zu einer Radtour ein. Sein Motiv, den jungen Männern dadurch ein wenig Abwechslung zu bieten und ihnen die Umgebung Bocholts näher zu bringen. „Obwohl wir uns kaum miteinander unterhalten konnten, hat es offensichtlich allen Spaß gemacht“, erinnert sich Tim Tiebing. „Ein junger Mann fuhr immer mit, der auch englisch sprechen konnte, und der übernahm die Verständigung.“
Und vor einigen Wochen kam es zu einem unerwarteten Wiedersehen. Beim Schlendern über den Georgsplatz wurde Tim Tiebing von einem jungen Mann angesprochen, der dort in einem Eiscafé saß, und ihn zu einem Kaffee eingeladen hat. Es stellte sich heraus, dass dieser zu der Gruppe gehört hatte, mit denen Tim geradelt war. „Diese Begegnung fand ich echt toll, zeigte sie mir, dass ich in Erinnerung geblieben bin.“ – ah –