Seit seiner Jugend steht Karl Eller auf der Judo-Matte. Er vertritt die Grundwerte dieses Sports und engagiert sich ehrenamtlich, um sie zu vermitteln.
Eigentlich sei er zu spät angefangen, sagt Karl Eller: 1971, mit 15 Jahren. Zu spät wofür? Um, was gar nicht so selten ist, schon als Vierjähriger die Grundlagen für eine vielleicht glanzvolle sportliche Karriere als Judoka zu legen? Zu spät jedenfalls nicht, um anderen zu vermitteln, was Judo bedeutet und vermag, ebenso als Trainer aktiv zu sein wie als Vorsitzender des JC Kolping Bocholt e.V. Seit 53 Jahren auf der Matte, seit Studienzeiten Mitte der 80er Jahre in Aachen und dann seit 1992 in Bocholt ehrenamtlich als Trainer und Organisator und seit 2000 als Vereinsvorsitzender. „Ich mache das gerne“, sagt er schlicht.
Was das genau bedeutet, wird ansatzweise deutlich, wenn er erzählt, wie alles anfing. Da absolvierte er am Berufskolleg an der Schwanenstraße seine Ausbildung zum Elektrotechniker. Nahe bei, in der Turnhalle an der Salierstraße, fand ein Vereinswettbewerb des Judo-Clubs statt. „Da habe ich gleich gewonnen“, sagt er. Und dann ist er dabeigeblieben.
Respektvoll, höflich, hilfsbereit
Der sportliche Erfolg allein war und ist es indes nicht. Ihm gefiel, so sagt er, dass „Schlagen und Treten verboten“ sind, dass der Umgang unter den Vereinsmitgliedern sich an den Grundwerten orientiert, die beim Judo gelten: Höflichkeit, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft, Wertschätzung, Respekt, Ehrlichkeit, Ernsthaftigkeit, Selbstbeherrschung, Mut und Freundschaft. Karl Eller betont, dass auf die Einhaltung der Regeln streng geachtet wird. Das gilt auch außerhalb der Matte. Auch für Zuschauerinnen und Zuschauer oder für Eltern, wenn sie meinen, ihre Kinder mit Zwischenrufen dirigieren zu müssen. Bei Nichtbefolgen drohen Disqualifikationen oder auch Hallenverweise.
24 Jahre Vereinsvorsitzender
Wenn einem dies alles und gerade auch dies wichtig ist, dann zählt nicht nur, dass man es wie Karl Eller bis zum zweiten schwarzen Gürtel gebracht hat; dann geht es einem auch um die Vermittlung als Trainer, dann lässt man sich wie er zum Vereinsvorsitzenden wählen, der er seit 24 Jahren ist, übernimmt sogar die Kreisjugendleitung für die Region „von Lüdinghausen bis hin zum Rhein“, organisiert Turniere mit 100 bis 150 Kämpfern und allem Drumherum, bemüht sich mit seinen drei Vorstandskollegen um Subventionen und um vieles mehr. Ehrenamtlich neben dem Beruf als Diplom-Ingenieur und jetzt als Rentner.
Sein persönliches Training hat der inzwischen 68-Jährige mittlerweile einschränken müssen, aber die Vermittlung der Inhalte des Judos, des Sports wie der Lebensphilosophie, liegt ihm unverändert am Herzen. Von klein auf: An der Josefschule und der Ludgerus-Schule macht er das im Rahmen des Offenen Ganztagsangebotes mit Grundschülerinnen und -schülern (Foto). Und in den Ferien bietet er jedes Jahr Judo im Rahmen der Ferienspiele an. „Es freut mich immer wieder, wenn die Kinder mit Begeisterung dabei sind und sich wirklich anstrengen“, sagt er.
Ganz zum Schluss und ganz nebenbei erzählt der Suderwicker, der in Dinxperlo wohnt, dass er eine deutsch-niederländische Gesprächsrunde leitet. Hat auch was mit gutem Miteinander und mit just diesem Karl Eller tun. – jf –