„Ach was muss man oft von bösen Viren hören oder lesen“ könnte man frei nach Wilhelm Busch formulieren. Aber …
… anders als beim ersten Streich von Max und Moritz gibt es in Corona-Zeiten von einer Hühner-Geschichte der positiven Art zu berichten.
Der „Marktplatz für Gute Geschäfte“ war in Bocholt auch in der zweiten Auflage ein Erfolg. Engagierte Menschen verschiedenster Einrichtungen, Vereine, Organisationen und Unternehmen begegneten sich unter Federführung der Freiwilligen-Agentur und vereinbarten einen Austausch von Sach- und Dienstleistungen zum gegenseitigen Nutzen – ohne Bezahlung. 31 Parteien schlossen im November vergangenen Jahres 51 solcher „Verträge“ ab, die 70 Sachspenden und 1276 Stunden an sogenannten Zeitspenden umfassten.
Der Krise zum Trotz
Neue, interessante Ideen entstanden. Eine davon zwischen dem Bocholter Kleintierverein und dem Bocholter-Borkener Volksblatt (BBV). Der Verlag versprach dem Verein Unterstützung bei dessen öffentlicher Präsentation und Information. Als Gegenleistung wollten die Kleintierfreunde eine BBV-Veranstaltung ausrichten: einen „Osterkindermarkt“ mit Küken, jungen Kaninchen und Vögeln, die im Frühjahr dieses Jahres stattfinden sollte. Die Pandemie verhinderte das ebenso wie die Umsetzung vieler weiterer Marktplatz-Abmachungen.
Gerade in dieser Situation ist es wichtig, positive Zeichen zu setzen. Und das geschieht in diesem Fall: Das BBV stattete den Kleintierverein mit einem Roll-up (mobiler Aufsteller mit plakatähnlicher Fläche) und mit Bannern aus, die auf dessen Aktivitäten aufmerksam machen. Unter anderem auf dem integrativen Kinderbauernhof „De Ahof“ in Aalten. Knapp ein Drittel der rund 70 Vereinsmitglieder sind Niederländer. Weitere Einsatzorte sind der Barloer „GrenzLandeis“-Hof und das Textilmuseum. Dort, am Arbeiterhaus im Eingangsbereich, scharren, gackern bzw. krähen 22 Hühner und fünf Hähne und hoppeln drei Kaninchen. Sie erinnern an die einstige Kleintierhaltung der Textilarbeiterfamilien zur Selbstversorgung.
Seit sieben Jahren schon kümmert sich Günter Schreur um diese Tiere – ehrenamtlich, morgens und abends, vor und nach der Arbeit als Fertigungsleiter für Türen. Es ist ein ganz besonderes Federvieh, denn es handelt sich um in ihrem Bestand gefährdete und teils auf der Roten Liste unter Beobachtung stehende Rassen: Gold-weizenfarbige Sulmtaler sowie weiße und wildbraune Altsteirer. Wegen der Kaninchen, Meißner Widder des seltenen Farbschlags gelb, ist Günter Schreur zu einem Züchter bis in den Harz gefahren.
Rund ums Huhn
Das Huhn findet derzeit immer mehr Fans, wie Vereinsvorsitzender Stefan Iding weiß. Auch als zahmes Haustier. Das hängt sicherlich mit der zunehmenden Wertschätzung häuslicher Atmosphäre zusammen, zu der die friedlichen Tiere beitragen und auch mit dem wachsenden Bewusstsein in punkto Herkunft von Nahrungsmitteln. Eine gute Basis für die Initiative des Kleintiervereins, der mit dem neuen Info-Material unter dem Titel „Kleine Tiere – einfach großartig“ verstärkt auch junge Familien ansprechen möchte.
Über den „Marktplatz für Gute Geschäfte“ hat sich auch die Aussicht auf Räumlichkeiten für eine Kleintier-Ausstellung im Herbst ergeben. Das ist schon was in diesen Zeiten, in denen sonstige Einsätze auf Bauernmärkten oder bei Erntedankfesten fraglich sind. Und alle Beteiligten hoffen natürlich auf das nächste Jahr, wenn das BBV-Event zu Ostern die Win-win-Vereinbarung zeitversetzt zum guten Abschluss bringen soll.
Das Foto zeigt am Kleintiergarten des Textilmuseums (von links): Rainer Howestädt, Leiter der Freiwilligen-Agentur, den Vereinsvorsitzenden Stefan Iding, Schriftführerin Stefanie Blümer und Günter Schreur. – jf – / WfB-Foto: Freund