„Es ist ein gutes Gefühl, anderen helfen zu können.“ Kurz und bündig, selbstredend und beeindruckend: Seit mehr als 35 Jahren ist Christian Drees ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz tätig.
Im Februar dieses Jahres wurde im Rahmen einer kleinen Feierstunde erstmalig die „Jubiläums-Ehrenamtskarte“, die lebenslang Gültigkeit hat, durch Bürgermeister Kerkhoff verliehen. Mit dieser wurden drei Bocholter Bürger ausgezeichnet, die sich seit über 25 Jahren ehrenamtlich für die Stadt, aber auch darüber hinaus für unser Land einsetzen. Zu diesen gehört Christian Drees (links im Titelfoto zu sehen) – ein Anlass, ihn um ein Interview zu bitten. Ein gemeinsamer Termin ließ sich erst nach der Fußball-EM finden, da anlässlich dieses Ereignisses die meisten Mitglieder des DRK für eventuelle Einsätze bereitstehen mussten. „Der Bereitschaftsdienst ist ein Teil unserer Aufgaben, darauf sind wir eingestellt“, sagt Christian Drees. Das macht deutlich, dass dies für ihn die selbstverständlichste Sache der Welt ist.
Da es ihm schon früh wichtig war, etwas für seine Mitmenschen zu tun, trat Christian Drees im Jahr 1990, mit knapp 14 Jahren, dem Jugendrotkreuz in Rhede bei. Stark beeindruckt durch das, was er dort sah und lernte, entschied er sich für eine Ausbildung zum Krankenpfleger. Doch leider stellte er während dieser Zeit mehr und mehr fest, große Schwierigkeiten damit zu haben, wenn einer seiner Patienten verstarb. Da er fürchtete, dass sich auch in Zukunft daran nichts ändern würde, beschloss er, sich rechtzeitig beruflich umzuorientieren. Schließlich führte ihn sein Interesse an modernen Kommunikationstechniken zu den Stadtwerken Rhede, wo er bis heute im Team Telekommunikation tätig ist.
Einfach ein tolles Team
Seiner Grundeinstellung, für andere Menschen da zu sein, ihnen helfen zu wollen, blieb er jedoch weiterhin treu und dadurch auch seiner Mitgliedschaft beim DRK Rhede. Voller Elan steckte Christian Drees einen großen Teil seiner Freizeit in die Arbeit beim Roten Kreuz. Schon bald übernahm er die Leitung der dortigen Jugendgruppe, parallel dazu die des Kreises Borken.Als er aus familiären Gründen nach Bocholt zog, beendete er seine Mitgliedschaft beim DRK Rhede und schloss sich dem Stadtverband Bocholt des DRK an. Eigentlich wollte er dort nur für eine begrenzte Zeit mitarbeiten, um seine Erfahrungen weiterzugeben und bei Engpässen einzuspringen. „In dieser Phase“, so Christian Drees, „lief mir Silke Weber, ehrenamtlich im Vorstand tätig, über den Weg und fragte mich, ob ich sie als Rote-Kreuz-Leiter unterstützen könne. Da mir schon damals die Arbeit hier im Stadtverband außerordentlich gut gefallen hat, habe ich zugesagt.“ Und mit Freude und Stolz berichtet er, dass vor wenigen Wochen das Leitungsteam einstimmig wieder gewählt wurde. Erster Vorsitzender ist Thomas Kerkhoff, als zweiter Vorsitzender fungiert der Bocholter Rechtsanwalt Hans-Ludger Woldering, und Geschäftsführer ist Dr. Rainer Hübers-Kemink. Begeistert äußert sich Christian Drees über den Zusammenhalt zwischen Leitung und Team: „Wir sind eine Einheit.“
Der Aufgabenbereich für die Mitglieder im DRK ist breit gefächert. Sie werden eingesetzt für Opfer von Notfällen, bewaffneten Konflikten sowie Naturkatastrophen; darüber hinaus als Bereitschaft bei Großveranstaltungen. Zu letzteren gehören bei uns in Bocholt z.B. die Kirmes, Fußballspiele und Ausstellungen. Zusammen mit der Ordnungsbehörde der Stadt wird jeweils ein entsprechendes Sicherheitskonzept ausgearbeitet.
Ehrenamt als Hobby empfunden
Schon sehr früh war Christian Drees engagierter Ausbilder. Er erklärt, dass junge Menschen ab dem 14. Lebensjahr, aber auch gestandene Mitbürger dem DRK beitreten und dort in unterschiedlichen Bereichen tätig werden können. Durch spezielle Schulungen werden interessierte Mitglieder zu Rettungssanitätern, Verbands- oder Zugführern weitergebildet. „Die Ausbildung beim DRK befähigt nicht nur dazu, Mitmenschen in Notsituationen zu helfen, sondern prägt auch den eigenen Charakter“ – davon ist Christian Drees überzeugt. „Einsatz- und Hilfsbereitschaft sind erforderliche Bausteine für den Dienst, ebenso kollegiales Miteinander.“
Mittlerweile besteht eine der Hauptaufgaben von Christian Drees darin, Einsätze und Dienste zu koordinieren. Aber er springt auch überall ein, wo jemand dringend benötigt wird. Einen großen Teil seiner Freizeit schenkt er dem Dienst beim DRK, empfindet dies jedoch keineswegs als Opfer: „Mein Einsatz ist gleichzeitig mein Hobby. Es ist ein sehr gutes Gefühl, etwas für die Bocholter Bevölkerung zu tun.“ Er ergänzt, dass er sich ohne die Unterstützung seiner Familie, die volles Verständnis für sein Hobby hat, nicht in diesem Umfang einsetzen könne. Aber was kann man anders erwarten, schließlich ist auch seine Frau – bei Omega – ehrenamtlich tätig, und sein 14-jähriger Sohn steigt schon jetzt mit Eifer in die Fußstapfen seines Vaters. „Ich werde weitermachen, solange es mir Spaß macht und wir als Team zusammenhalten“, sagt Christian Drees
Das ist das Resümee am Ende unseres Gespräches. Christian Drees gibt mir aber auch eine Bitte mit auf den Weg: Wie in den meisten Ehrenämtern ist auch der DRK-Stadtverband Bocholt auf Spenden angewiesen. So kostet z.B. die Kleidung gut 500 €, ein gebrauchter Defibrillator 21 000 €, auch Einsatzwagen und Einrichtung müssen finanziert werden. Also ist die Freude über jede – noch so kleine – Gabe groß. – ah –