Für Helmut Nelskamp ist sein Engagement ein Bekenntnis – zum fairen Umgang und zum Miteinander.
Trainer und Spieler werden öffentlich präsentiert, gelobt oder getadelt. Mitunter wird auch der Präsident erwähnt. Aber so manches andere ehrenamtliche Engagement im Verein wird weniger wahrgenommen. Beim SV Biemenhorst haben wir drei solcher Beispiele entdeckt, über die wir berichten. In der dritten und letzten Folge geht es um das Ehrenamt des Ehrenamtsbeauftragten.
Helmut Nelskamp ist mit dem Fußball in Biemenhorst groß geworden, wie er sagt. Sechs Jahre jung war er, als er mit dem Fußballspielen begann. Mit 16 übernahm er zum ersten Mal ein Ehrenamt. Er wurde Schiedsrichter, dann Jugendgeschäftsführer und Jugendleiter, war im Vereinsvorstand wiederholt Schriftführer und Pressewart, später Fußballobmann. Er ist Mitbegründer der Breitensport-Abteilung und wirkte beim Aufbau der eigenständigen Senioren-Fußballabteilung mit. Sein Engagement wuchs über den Verein hinaus, betraf bald auch den Fußballkreis Rees/Bocholt, den Fußballverband Niederrhein und den Westdeutschen Fußballverband. Seit 47 Jahren ist er mittlerweile ehrenamtlich aktiv. Was ist das für einer, der sich so lange schon so vielfältig engagiert? Was bewegt ihn, was treibt ihn an?
Landesweit im Einsatz
„Ich möchte, dass man sich fair verhält“, sagt Helmut Nelskamp. Er will darauf hin und auf Aktive einwirken. „Das war für mich immer der Motor.“ Wenn das verloren zu gehen droht, wenn gute Worte, Gelbe und Rote Karten nicht mehr ausreichen, ist die Sportgerichtsbarkeit am Ball. Und damit auch Helmut Nelskamp. Im Fußballkreis und in den Verbänden befindet er mit Kollegen über Sachverhalte, die nichts mit Fairness zu tun haben und im Rahmen von Verhandlungen nachhaltiger Entscheidungen bedürfen – im hiesigen Fußball-Kreis 11 ebenso wie in Aachen, Bochum oder Ostwestfalen.
Für sie alle stellvertretend nennt er drei „Mitstreiter“, die ihn seit Jahren begleiten: Jugendgeschäftsführer Carsten Siebrecht, seit mehr als zehn Jahren Fußballtrainer, der seine Söhne als Co-Trainer mit einbindet; Markus van der Horst, stellvertretender Jugendleiter und Passwart, der als Trainer die Mannschaft seines Sohnes von den Bambinis an begleitet hat; Marc Kösters, ebenfalls seit vielen Jahren Trainer und als Beirat im Jugendvorstand Koordinator des großen und traditionsreichen Pfingstturniers für Jugendmannschaften.
Hoffen auf Einsicht
Basis für die Urteilsfindung ist die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und seinen Landesverbänden vorgegebene Rechts- und Verfahrensordnung, deren Umsetzung bis zum dauerhaften Ausschluss Aktiver vom Spielbetrieb reicht. Aber damit allein ist es nicht getan. Zunächst geht es um den Versuch des Einwirkens durch Einsicht, verbunden mit der Hoffnung auf Besserung. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger dürfe das erfolgen, sagt Helmut Nelskamp über seine Verbandsarbeit im Senioren- wie im Jugendbereich. „Eine gewisse Einsicht ist da“, antwortet er auf die entsprechende Frage. Dass er zusätzlich am Amtsgericht als Schöffe, also als ehrenamtlicher Richter aktiv ist, empfindet man bei ihm fast schon als logische Konsequenz.
2019 hat der DFB sein umfangreiches Engagement gewürdigt und ihm den Ehrenamtspreis verliehen – als einem von bundesweit hundert Ausgezeichneten. Da war er mit seiner Frau, wie die anderen Preisträger auch, nach Hamburg eingeladen, sah das Länderspiel gegen die Niederlande und genoss ein Gala-Dinner im Beisein von DFB-Vizepräsident und -Generalsekretär sowie des Ur-Idols Uwe Seeler. Vor Helmut Nelskamp war bereits dem früheren Biemenhorster Vereinsvorsitzenden Klemens Essing diese Ehre zuteil geworden.
Noch einen wesentlichen Grund gibt es für das Eingreifen der Sportgerichte: „Wir wollen die Schiedsrichter schützen“, sagt Helmut Nelskamp. Das gilt gerade auch für die jungen, noch nicht so erfahrenen Leute, denen nicht die Motivation genommen, sondern Rückhalt gegeben werden soll. „Jugendliche für ehrenamtliche Aufgaben zu gewinnen ist schwer“, so der Biemenhorster. Zu viele andere, verlockendere Dinge gebe es für sie. Im Schaukasten am Vereinsheim hängt ein Aufruf, sich in die Vereinsarbeit einzubinden.
Wahrnehmung und Wertschätzung
Gemeinschaft ist nicht einseitig, kein bloßes Inanspruchnehmen von Dienstleistungen. Und deshalb muss das, was all die vielen Menschen leisten, damit es im Verein „läuft“, wahrgenommen und wertgeschätzt werden. „Ich versuche das anzustoßen“, sagt Helmut Nelskamp. Das sieht er als seine Aufgabe als Ehrenamtsbeauftragter. Vieles werde intern gewürdigt, und dann gebe es ja die jährliche Ehrung durch den Stadtsportverband. Aber es wäre gut, wenn innerhalb des Vereins der große Wert des Engagements häufiger an Beispielen allgemein deutlich werde. Dazu brauche er Informationen aus allen Abteilungen. Die für den Verein Engagierten seien halt überall – beim Tennis oder Breitensport, als Kassierer oder als langjährige Putzfrau.
Das Schulterklopfen und der Blumenstrauß als anerkennende Gesten sind das Eine. Das Andere ist das Interesse an den „Machern“ im Verein und an dem, was sie tun, Schwierigkeiten und von ihnen erbrachte „Opfer“ eingeschlossen. Man braucht dazu Aufgeschlossenheit und die Überzeugung, dass sich der Wert des Miteinanders nicht allein in Toren und Titeln bemisst. „Man muss es auch leben“, sagt Helmut Nelskamp. – jf –