Trotz der starken Einschränkungen in den vergangenen Monaten ist es der Gruppe „Bohne – natürlich unverpackt“ gelungen, die Idee vom Verkauf ihrer Waren in die Tat umzusetzen.
Noch kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie hatte ich die Möglichkeit, mit zwei Schülerinnen des St.-Josef-Gymnasiums über ihr Projekt „Bohne – natürlich unverpackt“ zu sprechen. Sie erzählten mir, dass sie seit einem Jahr zusammen mit sechs anderen Mitschülerinnen und –Schülern einen Plan entwickelten, um den Umweltschutz in Bocholt aktiv zu unterstützen. Sie standen kurz vor der Umsetzung, der Bocholter Bevölkerung unverpackte Waren anbieten zu können, als die Schulen geschlossen wurden und das öffentliche Leben vorübergehend fast zum Erliegen kamen. Dennoch ließen sie sich nicht entmutigen, nach einer Lösung für ihre Ideen zu suchen. Durch die Vereinsgründung „Bohne – natürlich unverpackt e.V.“ wird eine sichere Basis geschaffen, zumal Bocholter Banken, private Spender und das NRW-Förderprogramm für Kleinprojekte das Projekt finanziell unterstützen.
Da es in Bocholt bereits einen Unverpackt-Laden gibt, lag für sie der Gedanke nahe, einen mobilen Verkauf ins Auge zu fassen. Was käme in Frage? Ein direkter Verkaufswagen, ein umgebauter Sprinter, ein Anhänger? Die Mitglieder des „Bohne-Teams“ erörterten verschiedene Möglichkeiten und kalkulierten sie durch. Die beiden ersten Alternativen mussten aus Kostengründen verworfen werden, der Anhänger dagegen war realisierbar.
Viele Anforderungen
Der Anhänger war nun da, aber bevor mit dem Verkauf begonnen werden konnte, waren noch viele Hürden zu nehmen. Zwar besitzt der Wagen eine gewisse Grundausstattung, jedoch fehlten noch wichtige weitere Ausbauten. „Wir haben angepackt, wo wir konnten, aber in vielen Bereichen mussten wir auf nachbarschaftliche Hilfe zurückgreifen“, erklären die jungen Leute. So musste eine passende Theke erstellt werden, um die Waren anbieten zu können. Wasser- und Elektroanschlüsse sind notwendig, alle Hygienevorrichtungen wie Waschbecken und Seifenspender müssen vorhanden sein. Anne Ewig, die nach wie vor das Projekt betreut: „Wir halten uns dabei streng an die Vorgaben des Amtes für Lebensmittelüberwachung im Kreis Borken.“ Glücklicherweise hat die „Bohne“ mittlerweile in den sozialen Netzwerken viele Fans, sodass sich für die verschiedenen anfallenden Arbeiten immer wieder Helfer fanden.
Alle am Projekt Beteiligten müssen eine Infektionsschutzbelehrung vorweisen. Der Umgang mit den Spendersäulen für die losen Waren muss ebenso eingeübt werden wie das Auswiegen und Abrechnen der Waren. Da die Abfüllung – wenn möglich – in mitgebrachten Gefäßen erfolgen soll, muss deren Gewicht jeweils vom Gesamtgewicht abgezogen werden.
Vorteile des mobilen Verkaufs
Der Verkaufswagen ist auf jeden Fall auch die kostengünstigere Variante: Ein Laden wäre auf Grund der nicht zu unterschätzenden Mietpreise nicht bezahlbar, selbst wenn es der Schülergruppe nicht auf einen Gewinn ankommt. Mit ihrem mobilen Gefährt können die jungen Leute die Geschäftszeiten selbst bestimmen. Als Schüler bzw. angehende Studenten oder Auszubildende steht ihnen nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung, in der sie ihre ausgesuchten Waren anbieten können.
Der Verkauf startet zunächst auf dem Bocholter Abendmarkt, immer donnerstags zwischen 15 und 19 Uhr. Mitglieder der Schulgemeinde oder Eltern transportieren den Anhänger vom Standort auf dem Schulgelände zum Stellplatz auf dem Rathausvorplatz. Die verschiedenen Waren werden übersichtlich präsentiert. Im Sortiment befinden sich ungefähr 40 Angebote von Anbietern aus der hiesigen Region. Neben Bio-Produkten werden auch konventionelle Waren verkauft. Die Preise sind gemäßigt. „Wir sind ganz schön aufgeregt, ob auch alles klappen wird?“ geben die Schüler und Schülerinnen offen zu. „Alles haben wir vorher getestet, aber ….“
Ein junger Mann, einer der ersten Kunden am Premierendonnerstag, gibt an, extra wegen der Neueröffnung zum Markt gekommen zu sein. Er habe das Projekt seit längerem in den sozialen Medien verfolgt, habe es auch auf Facebook geteilt, und freue sich, endlich bei „Bohne – natürlich unverpackt“ einkaufen zu könne. Insgesamt sind die Schülerinnen und Schüler mit dem Ergebnis des ersten Verkaufstages sehr zufrieden. Es gab viele interessierte Kunden, viel Lob und Zuspruch für das Projekt. Am zweiten und dritten Markttage lief der Verkauf – wetterbedingt – etwas schleppender.
Die Schüler und Schülerinnen arbeiten am Donnerstag in zwei Schichten, jeweils drei sind vor Ort und bedienen die interessierten Käufer. Jetzt, in der Anfangszeit, ist Anne Ewig als Ansprechpartnerin und Unterstützerin dauerhaft anwesend, später wird das vermutlich nicht mehr notwendig sein.
Blick nach vorne
Die Zukunft des Projekts scheint gesichert, selbst wenn die Initiatoren aus beruflichen Gründen ausscheiden müssen. Es gibt genügend interessierte Schülerinnen und Schüler, die mithelfen wollen. In einem Projektkurs der Oberstufe, der im Schulprogramm etabliert werden soll, können sie die notwendigen Voraussetzungen erlernen und anschließend in die Praxis umsetzen.
Ein weitreichenderer Plan sieht vor, zukünftig mit dem Verkaufswagen auch in Stadtteile wie Barlo, Biemenhorst oder Lowick zu fahren, um dort die unverpackte Ware anzubieten. Dazu müssen freilich erst entsprechende Kontakte geknüpft werden. Zudem bietet die „Bohne“ an, ihr rollendes Angebot bei diversen Events zur Verfügung zu stellen, falls die Ausrichter etwas für Nachhaltigkeit tun möchten. – ah –