Die Jugendfarm ist ein Bauernhof besonderer Art für Kinder und Jugendliche. Hinter dem vielfältigen Angebot steckt jede Menge Engagement.
„Wo ist Hugo?“ Hugo ist noch neu auf der Jugendfarm, und die Kinder fragen nach dem jungen Hund. Wenn er gerade mal schläft und nicht gestört werden will, gibt es eine große Auswahl an anderen tierischen Vier- und Zweibeinern. Und dazu jede Menge an interessanten, abwechslungsreichen Dingen und Aktionen. Hier auf dem Bauernhof der ganz besonderen Art spielt, lernt, lebt es sich irgendwie anders.
Am Anfang stand eine Idee und eine gute Tat. Engagierte Bocholter nutzten die Gelegenheit, den Hof Bläker in Biemenhorst zu einem kindgerechten Ort mit immer wieder neuen Erlebnismöglichkeiten zu machen, hinter dem der 2001 gegründete gemeinnützige, ehrenamtlich geführte Verein „Jugendfarm Mit Dir“ steht. Nicht um das fertige, perfekt organisierte Event geht es und auch nicht um bloße betreute „Aufbewahrung“, sondern um das Miteinander in der Gemeinschaft, um Vielfalt und Kreativität, um das Erlernen von Neuem, um Rücksicht und Verantwortung. Und natürlich auch um Spaß. Und bei alledem kann man sich prima erholen.
Ergänzung und Ausgleich
Erholen – wovon? Abgesehen von Kindergartengruppen, die vormittags kommen, steht die Jugendfarm Kindern und Jugendlichen ab dem ersten Schuljahr als offener Treff zur Verfügung. Das Hofleben kann natürlich nicht als bessere Lebensalternative zum „normalen“ Alltag in Familie und Schule verstanden werden, sondern ist vielmehr eine Ergänzung und ein Ausgleich. Hier gibt es wohl Anforderungen und Aufgaben wie das Jäten und Ernten, das Versorgen der Pferde, Schweine, Ziegen, Enten, Kaninchen oder Meerschweinchen, aber keine zeitlich getakteten Abläufe, nicht die vielen Dinge, bei denen es immer schnell gehen muss.
Das Besondere ist ein Anreiz, aber eben auch die Ruhe und die Selbstorientierung. „Die Kinder sind sehr frei“ sagt Nadja Kaszubowski, die den Farm-Betrieb leitet, unterstützt von einer Teilzeit-Kollegin und von jeweils einer Absolventin oder einem Absolventen des Bundesfreiwilligendienstes. Die Kinder entscheiden, welches Angebot sie wahrnehmen. Ob sie Reiten oder Gokart fahren oder in der Werkstatt werkeln. Es gebe nur wenige Regeln, sagt die Leiterin. Unter anderen, welche Wörter nicht benutzt werden dürfen. Das Miteinander klappt, auch wenn die Altersspanne teils recht groß ist – bei den Mädchen bis 15 oder 16. Der Umgang sei respektvoll und harmonisch, selten nur müsse sie eingreifen, sagt Nadja Kaszubowski. „Ich weiß nicht, woran es liegt, es funktioniert einfach.“ Das geht soweit, dass sich die Kinder ums Putzen und Wischen streiten. Es ist wohl das „Farm-Feeling“, wie sie es nennt.
Koch- und Back-Omi gesucht
Dienstags bis freitags steht die Jugendfarm Kindern und Jugendlichen nachmittags, am Samstag von morgens bis 14 Uhr offen. Und das kostenlos, um allen die Teilnahme zu ermöglichen. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich durch Spenden, wobei die St. Agnes-Stiftung eine herausragende Rolle spielt. Manche Kinder sind dreimal die Woche auf der Farm, andere seltener oder auch nur sporadisch. Oder sie nehmen nach vorheriger Anmeldung an den Ferienspielen teil.
Einige Eltern engagieren sich ehrenamtlich für die Farm. Und auch Jupp, der demnächst als Hausmeister in Rente geht und dann, nach Anfrage bei der Freiwilligen-Agentur, seine Fertigkeiten in der Jugendfarm-Werkstatt verstärkt einbringt. Jana Dicks kam als Sechsjährige erstmals hierher und ist von der Farm noch heute so begeistert, dass sie, inzwischen 18, immer wieder tatkräftig mithilft – auch im Urlaub. Weitere Unterstützung wäre gut. Ein besonderer Wunsch von Nadja Kaszubowski: Eine „Koch- und Back-Omi“, die einmal im Monat samstags mit den Kindern backt und kocht. – jo –
- Per E-Mail können Interessenten Kontakt aufnehmen unter info@jugendfarm-mitdir.de.