Florian Wilhelmi widmet den größten Teil seiner Freizeit dem Tanzen und engagiert sich, Kinder und Jugendliche dafür zu begeistern.
Beruflich hat Florian Wilhelmi rein gar nichts mit Tanzen zu tun. Umso mehr ist der 26jährige Einzelhandelskaufmann seinem Chef dankbar, dass dieser ihm durch flexible Arbeitszeiten genügend Raum für sein Hobby ermöglicht: für Hip-Hop. Kaum kommt dieses zur Sprache, wird der eher ruhig wirkende junge Mann äußerst lebendig. Seine Augen strahlen, die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus. Das Tanzen ist seine Leidenschaft, und dafür ist er ganz viel unterwegs. Aber nicht allein, um für sich zu trainieren oder an Meisterschaften teilzunehmen, sondern vorrangig, um mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. So ist er seit gut einem Jahr jeden Donnerstag- und Freitagnachmittag im Café Karton, außer während der Ferienzeit, und bietet ab 16 Uhr einen Hip-Hop-Workshop an – unentgeltlich. Das Projekt ist für alle Kinder und Jugendlichen ab 10 Jahren offen, Interessierte können jederzeit einsteigen. Dabei ist die Teilnahme nicht verpflichtend: Wer Zeit und Lust hat, der kommt.
Freude am Tanzen
Florian stieß relativ spät zum Hip-Hop, und zwar durch eine Fernsehshow namens „Got to dance“. Dort sah er eine Hip-Hop-Performance und war von dieser hellauf begeistert. Die Darbietung faszinierte ihn derartig, dass er in Bocholt nach Möglichkeiten suchte, diese Art des Tanzens zu erlernen. Glücklicherweise fand er in den beiden hiesigen Tanzschulen Gruppierungen, die sich dem Hip-Hop widmeten. Schnell gehörte er zu einer Crew, die an Meisterschaften und Wettbewerben teilnahm, sich gar als Formation für die Westdeutsche Meisterschaft qualifizierte. Er selbst ging in der Kategorie Solo bei Deutschen Meisterschaften an den Start.
Die Vorbereitungen für Meisterschaften sind sehr zeit- und kraftaufwendig, doch bei allem Trainingsaufwand stand und steht für ihn stets der Spaß am Tanzen im Vordergrund. „Tanzen ist eine besondere Form, seine Emotionen auszudrücken, sich von möglichen Belastungen zu befreien“, sagt er. „Tanzen verbindet und stellt eine Sprache dar, die jeder ohne Worte verstehen kann.“
Motivation für die Projekte
Schon zu der Zeit, als Florian noch selbst an seinen eigenen Choreografien feilte, unterstützte er seine Trainer in den Übungsstunden für Kinder. Er war ein wenig enttäuscht über die eher geringe Teilnehmerzahl, fragte sich, ob das eventuell daran liegen könnte, dass Hip-Hop zu wenig bekannt ist. Und so kam er auf die Idee, eigene Projekte auf die Beine zu stellen. Seine Devise lautet: „Wenn die Kids nicht vorbeischauen, dann muss man sie dort abholen, wo sie viel Zeit verbringen.“
Zunächst sprach er in verschiedenen Grundschulen vor, zeigte, was im Training gemacht wird und bot an, zusammen mit ein paar Tanzkollegen kleine Choreografien mit interessierten Schülern einzuüben. Das Angebot wurde mit Freude angenommen. Im Laufe der Zeit war er in einer Reihe von Grundschulen und weiterführenden Schulen, und während seine Kollegen aus zeitlichen Gründen leider nach und nach absprangen, ist er noch immer mit Elan im Einsatz. In der Krechtinger Grundschule ist er sogar seit zwei Jahren mit großer Begeisterung und Leidenschaft im Rahmen eines Projektes „Kultur und Schule“ tätig. Florian betont, dass es ist für ihn, genauso wie sein Projekt mit den Kids im Café Karton, eine Herzensangelegenheit sei. An dieser Stelle möchte er sich bei den Eltern und Erziehungsberechtigten der Kids bedanken, die ihm für seine Projekte ihre Kinder anvertrauen.
Angebot im Café Karton
Florians Begeisterung für das Tanzen ist geradezu ansteckend. Er möchte möglichst viele für „seinen Hip-Hop“ gewinnen. Ihm geht es darum, auch die Kinder und Jugendlichen anzusprechen, die sich Kurse in einem Tanzcenter vielleicht nicht leisten können. Bei seiner Suche nach Örtlichkeiten, in denen er Hip-Hop anbieten kann, stieß er auf das Schüler-Café Karton. Anette Klei, Diplom Pädagogin und Leiterin des Cafés, freute sich über sein Angebot, Unterricht ohne Gebühren für die Einrichtung sowie für die Teilnehmer zu geben. Also findet er sich donnerstags und freitags ein, um mit den Kids Grundbewegungen und erweiterte Bewegungen des Hip-Hop und kleine Choreografien einzuüben. Daneben hat Florian stets ein offenes Ohr für die Gedanken, Fragen und Probleme der Kinder und Jugendlichen. Denn die Kinder und Jugendlichen sind diejenigen, um die es dort gehe. „Wenn sie sich wohlfühlen, dann geht es mir auch gut“, ergänzt er. Damit passt er hervorragend zum Gesamtangebot des Cafés.
Das Café Karton wird täglich von durchschnittlich 25 bis 30 Jugendlichen besucht. In der Zeit von 12.30 bis 18.30 Uhr haben sie hier einen Rückzugsort, um von der Schule abzuschalten und andere junge Leute zu treffen. Die Unterstützung und Förderung des Ehrenamtes ist ein Hauptanliegen des Schülercafés, so Anette Klei. Gemeinsam mit Jacqueline Fischer Sozialpädagogin, betreut sie die Jugendlichen, unterstützt sie darin, sich einzubringen, indem sie z.B. Thekendienste übernehmen oder Aktionen planen. Durch ehrenamtliches Engagement können Jugendliche lernen, sich selbst zu organisieren und Verantwortung zu übernehmen, eigene Stärken zu erkennen und die Möglichkeiten kreativer Freizeitgestaltung zu nutzen. Das „Café Karton“ bietet hierfür optimale Möglichkeiten. – ah –