Im “Bocholter Freundschaftsring e.V.” , ehemals “Bocholter Tauschring e.V.” findet geordnete Nachbarschaftshilfe statt, die jedermann in Anspruch nehmen kann, wenn auch er Hilfestellung anbietet und Mitglied im Verein ist.
Hinweis der Autorin: Nach Veröffentlichung des Artikels wurde der Verein im November 2019 offiziell umgewandelt in Bocholter Freundschaftsring e.V. – offenes Engagement von Mensch zu Mensch. (Mehr dazu finden Sie hier.)
Der Name Tauschring hat bei mir zunächst ganz spezielle Assoziationen hervorgerufen: Tausch von Briefmarken, Büchern, Gebrauchsgegenständen, Accessoires … Bei einem Gespräch mit Veronika Kampshoff, erste Vorsitzende des Bocholter Tauschrings e.V., wurde ich schnell eines Anderen belehrt.
Der Bocholter Tauschring ist einer von anfangs circa 170 Tauschringen in Deutschland. Der Bocholter Verein hat sich von Anfang an als eine Börse für kostenlose gegenseitige Hilfe verstanden und sogenannte Marktabende zum gegenseitigen Kennenlernen mit gezielten Vorträgen eingeführt.
Der Beginn
Frau Kampshoff erzählt, dass sie drei Jahre lang intensiv in der Gründungsgruppe des Bündnisses für Familien in Bocholt mitgearbeitet hat. In diesem Zusammenhang bildete sich der Tauschring zunächst ohne Vereinsmodus. Am Anfang konnte jeder nachfragen, wenn er bestimmte Hilfestellungen benötigte, wie z.B. das Beschneiden von Bäumen und Sträuchern im Garten. Klar war, dass sich dahinter keinerlei Schwarzarbeit verstecken durfte.
Wie leider in vielen Bereichen, gab es auch hierbei Personen, die sich auf diesem Wege vermarkten wollten, was nicht dem Prinzip „Geben und Nehmen“ entspricht. Den Mitgliedern des Tauschringes geht es um kostenlose und kurzfristige Hilfsangebote bzw. Nachfragen.
Die Statuten
Es kristallisierte sich heraus, dass eine Koordination notwendig und sinnvoll ist, sodass 2007 der Verein gegründet wurde. Die Mitgliedschaft kostet jährlich 18 €. Der vierköpfige Vorstand arbeitet rein ehrenamtlich und kümmert sich um einen korrekten Ablauf.
Die Hilfe kann nur dann in Anspruch genommen werden, wenn auch eine Gegenleistung zur Verfügung gestellt wird, egal welcher Art. Der Vorstand achtet genau darauf, dass niemand ausgenutzt wird. In der Regel sollen nicht mehr als fünf Stunden Arbeit für Hilfsmaßnahmen geleistet werden. In einer Übersicht wird registriert, wer wie lange Leistungen beansprucht und wer wie lange Leistungen erbracht hat. Erwartet wird, dass die erhaltenen Arbeitsstunden innerhalb einer gewissen Frist bei Mitgliedern des Vereins abgeleistet werden. Notwendiges Material muss der jeweils Hilfesuchende stellen, die Arbeit selbst wird vom Helfer erledigt.
Freundschaftliches Miteinander
Der Verein umfasst gut 70 Mitglieder, ältere sowie jüngere, Alleinstehende sowie Familien oder Paare. Im Laufe der Jahre sind einige Freundschaften entstanden, die durch regelmäßige Treffen an jedem dritten Mittwoch im Monat gefördert werden. Die Freundschaftstreffen finden in der Regel m Kreuzbergheim statt und werden häufig durch Vorträge unterschiedlicher Art, sei es durch Mitglieder oder Außenstehende, eingeleitet.
Zu Beginn eines Jahres wird ein Neujahrsempfang im Kino angeboten, im Sommer findet ein Grillabend im Garten eines Mitglieds statt, und wer Freude am Kochen hat, kann an gemeinsamen Kochabenden in der BEW-Küche teilnehmen. Auch Fahrradtouren und Museumsbesuche stehen auf dem Programm. Ein Teil dieser Aktivitäten wird durch den Mitgliedsbeitrag finanziert, der Rest durch Eigenbeteiligung oder Spenden.
Mädchentreff
Aufgrund der vielen Anfragen und Bitten um kurzzeitige Betreuung von Kindern. Daraus entstand die Idee, berufstätigen Müttern regelmäßig einen freien Nachmittag zu gönnen. So wurde vor sechs Jahren der „Mädchentreff“ gegründet. Die Betreuung durch jeweils drei Damen aus dem Tauschring fand zunächst im Café Daheim statt. Nach dessen Schließung ist das Café der Lebenshilfe neue Anlaufstelle für um die zehn Mädchen im Grundschulalter.
Die Mädchen gehen fast alle in die Annette-von-Doste-Hülshoff-Grundschule, das Projekt Mädchentreff wird durch deren Schulleitung und Lehrerschaft mitgetragen. Auf die Frage nach dem Namen erläutert Veronika Kampshoff: „Wir haben uns darauf geeinigt, nur Mädchen anzusprechen, da einige Kinder mit Migrationshintergrund dazugehören. Deren Familien legen meist Wert auf getrennt geschlechtliche Freizeitbetreuung.“ Seit zwei Jahren sind auch behinderte Kinder in der Gruppe, die sich hervorragend integriert haben.
An den Nachmittagen, die einmal im Monat stattfinden, wird gespielt, gebastelt, gebacken. Aber auch Ausflüge werden organisiert, wie z.B. ins Stadtmuseum, zum Textilmuseum, in die Anholter Schweiz, zum Minigolfspielen oder ins Kino. Es geht darum, Freude zu vermitteln und Spaß miteinander zu haben. Entstehende Kosten werden durch einen Stand auf dem Anholter Adventsmarkt gedeckt, an dem Crêpes und Punsch angeboten werden.
Kooperation
Die Aufgaben, die von den Mitgliedern des Tauschrings übernommen werden, sind sehr vielfältig. Aber nicht alle Arbeiten lassen sich durch Laien erledigen. Aus dem Qualifizierungsprogramm „Gute Sache Bocholt“, an dem Veronika Kampshoff für ihren Verein teilgenommen hat, ist eine Kooperation mit der Firma Haustechnik Wünsch entstanden, deren Mitarbeiter einspringen, wenn es um kompliziertere Arbeiten geht. Die Materialkosten übernimmt auch in diesen Fällen der Hilfesuchende, die Arbeitsleistung ist kostenfrei. – ah –