Davyd kam aus der Ukraine hierher. Schnell hat er sich eingelebt. Er hat dabei Hilfe erfahren und hilft seinerseits anderen ehrenamtlich.
Im Oktober sind es vier Jahre, dass Davyd aus der ukrainischen Stadt Dnipro nach Deutschland gekommen ist. Zunächst lebte er mit seiner Familie übergangsweise bei Freunden, später in Containerwohnungen in Rhede. Über die Jahre hat Davyd hier eine neue Heimat gefunden und engagiert sich für andere.
Eine zentrale Rolle spielte von Anfang an Leo Engenhorst, der sich vielfältig in der Freiwilligen-Agentur in Bocholt einbringt und beim Netzwerk Helfende Hände aktiv ist. Er organisierte Möbel, vermittelte eine Wohnung und half beim Deutschkurs. „Wir sind Leo sehr dankbar“, sagt Davyd (auf dem Foto oben Zweiter von links, mit weiteren Helfern). „Er hat uns an die Hand genommen – heute helfen wir ihm zurück.“ Gemeinsam mit anderen Ukrainerinnen und Ukrainern packt Davyd regelmäßig Hilfsgüter: Betten, Schränke, Kinderkleidung, Hygieneartikel und vieles mehr. In diesem Jahr haben sie bereits den siebten Lkw in die Ukraine geschickt. Der letzte ging nach Charkiw, drei weitere sollen noch folgen.
Anpacker und Übersetzer

In einer Lagerhalle an der Industriestraße befinden sich Möbel, Kleidung und Elektrogeräte zum Transport.
Davyd hat schnell Deutsch gelernt, bereits den B1-Kurs bestanden und wirkt bei den Helfenden Händen oft als Übersetzer. „Von uns spricht er am besten Deutsch“, heißt es in der Gruppe. „Es ist ein gutes Gefühl, etwas zurückzugeben“, sagt er.
Aktuell arbeitet der 19-Jährige in Vollzeit in einer Malerfirma. Ihm ist es wichtig, unabhängig zu sein. Nebenher unterstützt er Leos Team wann immer er kann. „Die Arbeit macht Spaß, sodass ich die Anstrengung gar nicht spüre“, erklärt er. Die Stimmung im Team der Ukrainer ist locker, und es wird viel gelacht. Alle packen mit an, jeder kennt seine Aufgaben. Eine junge Frau, die ebenfalls beim Beladen des Lkw für die Ukraine mithilft, führt eine Liste über alle Güter, die bereits verladen wurden – dadurch behalten alle den Überblick.

Die junge Ukrainerin erfasst alle Hilfsgüter mit ihrer Liste.
Ein Leben aufbauen
Davyd blickt positiv in die Zukunft: Nächstes Jahr möchte er eine Ausbildung als Fachinformatiker beginnen. Computer sind seine Leidenschaft – er baut Rechner zusammen, tüftelt an Boxen und träumt davon, vielleicht eines Tages selbstständig zu werden. „Ich will hier Geld verdienen und mein Leben aufbauen“, sagt er. Zurück in die Ukraine möchte er nicht. „Hier gefällt es uns besser, hier gibt es so viele Möglichkeiten.“
In seiner Freizeit hört er Musik, bastelt am PC oder geht mit Freunden feiern – viele davon Deutsche. „Das hat mir am Anfang geholfen, Anschluss zu finden. Heute habe ich das Gefühl: Ich gehöre hierher.“
Wenn Davyd auf seine ersten Wochen in Deutschland zurückschaut, erinnert er sich, wie schwer es ohne eigenes Zuhause war. Heute ist alles anders: neue Freunde, eine eigene Wohnung, Pläne für die Zukunft – und eine wichtige Aufgabe. „Hier stehen alle Türen offen“, sagt er mit Überzeugung. Er ist dankbar für das neue Leben, das er sich mit Hilfe von Projekten wie Helfende Hände aufbauen kann. “Ich möchte etwas zurückgeben, und deshalb helfe ich Leo, wo ich kann”, fasst er zusammen.
Außerdem erwähnt Davyd immer wieder, dass für die kommenden Hilfsgüter-Lieferungen vor allen Dingen Krankenhausartikel wie Rollstühle, Rollatoren, Betten, medizinisches Werkzeug, aber auch Windeln und Hygieneartikel sowie Stromgeneratoren von Nöten seien. Das Team rund um Davyd nimmt jeden Samstag zwischen 9 und 12 Uhr an der Werkstraße 19 in Bocholt Spenden entgegen. Weitere Termine können individuell mit Leo Engenhorst vereinbart werden. -fs-