Es regnete, ausgiebig. Aber engagierte Bocholter schreckt das nicht ab. Auch sie strömten – und zwar in Scharen zum Dankeschön-Fest der Stadt Bocholt auf die Sportanlage des DJK TuS Liedern: Rund 720 ehrenamtlich aktive Menschen. Ein großes Fest als kleiner Dank der Stadt.
Dies taten vor Ort Bürgermeister Thomas Kerkhoff und Christian Tewiele als zuständiger Fachbereichsleiter im Rathaus, aus dem sie ein fleißiges Helferteam mitgebracht hatten. Für viele Kontakte und nette Gespräche untereinander bei Speis und Trank gab es außer dem Vereinshaus Zelte, in denen man sich unterstellen konnte. Ein Unterhaltungsprogramm gab es auch – mit Michael Bovenkerk (Piano) und Sängerin Christin Vornholt, Django Flint, der Schulband der Israhel-van-Meckenem-Realschule, Video-Clip-Dancing der Tanzschule Intakt und einem spontanen Lied der “Spätzünder”.
In den Tagen zuvor hatten einige von uns aus der Freiwilligen-Agentur gemeinsam mit vielen fleißigen Mitgliedern des Liederner Vereins DJK sowie mit emsigen Mitstreitern der Stadtverwaltung das Gelände am Vereinsheim in eine Zeltstadt verwandelt. Die erfüllte ihren Zweck gleich doppelt: Am Abend vor dem Dankeschön-Fest fand dort die LiederNacht mit hiesigen Bands statt. Am Sonntagvormittag wurde dann fleißig umgebaut. Und als am Sonntag der große Regen kam, war froh, wer ein Zeltdach über dem Kopf hatte.
Es passte gut: Seit zehn Jahren gibt es die Engagierte Stadt und ein kleines Bisschen länger schon die Freiwilligen-Agentur, die beide für das Ehrenamt da sind. Klar, dass auch wir von der Redaktion dieser Homepage der Freiwilligen-Agentur dabei waren. So viel Ehrenamt auf einen Streich gibt es sonst nicht, und so haben wir uns unter die vielen Menschen gemischt, die in so vielen Bereichen tätig sind, in Sport- und anderen Vereinen, im Sozial- oder im Kulturbereich, und quasi exemplarisch einzelne von ihnen gefragt: Wie steht es bei euch ums Ehrenamt? Speziell auch unter den jungen Leuten, von denen häufig behauptet wird, sie hätten mit ehrenamtlichem Engagement nichts am Hut.
Ferien gestalten
Das Ferienangebot der DJK Liedern für Kinder ist über den Stadtteil hinaus ein Begriff. Es findet wechselweise als Ferienlager im Sauerland und, wie diesmal, als Ferienspiele vor Ort statt. Anna (17) und Maya (18) zählen zu den Betreuerinnen von rund 80 Kindern im Alter von acht bis 14 Jahren, die aktuell dabei sind. Toll sei die Gemeinschaft im Betreuer-Team, erzählten sie beim Ehrenamtsfest. Ihre ehrenamtliche Aufgabe ist mit Verantwortung verbunden, verlangt Geschick, Zuwendung ebenso wie Autorität. Sie lernen dabei viel. Und sie merken, wie sich die Gesellschaft verändert, dass selbst bitte und danke sagen nicht mehr selbstverständlich ist. Einen guten und aufmerksamen Umgang miteinander zu fördern, dazu soll unter anderem ein Handy-Verzicht im Ferienlager beitragen.
Musizieren

Schwört auf seine jungen Musiker: Tobias Rügamer
Nachwuchssorgen hat der Instrumentalkreis Lowick (IKL) nicht, sagte Tobias Rügamer, Dirigent des Jugendorchesters. Der Verein bietet Kindern und Jugendlichen zwischen vier und 18 Jahren vielfältige Möglichkeiten, Musik und mehr zu erleben – bis hin zum Kinoabend und zu Ferienaktionen. „Man kann sich immer engagieren“, betonten Mitglieder des Jugendvorstandes, der sich um die Organisation kümmert. Viele starten schon mit fünf Jahren und bleiben oft lange dabei. So wie Anne Büdding, die seit ihrem fünften Lebensjahr mitmacht und mit 22 als Ehrenamtliche aktiv wurde. Tobias Rügamer begeistert sein Engagement zum einen aufgrund des gemeinsamen gelungenen Musizierens, zum anderen angesichts der jungen Leute, mit denen er zu tun hat. Das seien „tolle Menschen“, die zuverlässig seien, sich an Regeln hielten und einen guten Umgang untereinander pflegten. Für Teilaufgaben der Vereinsarbeit fänden sich eher Mitglieder als dafür, Gesamtverantwortung zu übernehmen. Das sei „schwieriger als früher“, sagte er.
Wissen vermitteln
Vor gut drei Jahren wurde Agnes Schmeinck angesprochen, ob sie sich vorstellen könne, bei der Jungen Uni ehrenamtlich mitzuhelfen. Das Angebot klang sehr verlockend, sodass sie seitdem sechs- bis achtmal im Jahr Schulkinder ab dem ersten Schuljahr in Kursen begleitet. Nicht nur für die Kinder, auch für sie selber sind die Erkundungen äußerst spannend. Wer weiß denn schon, wie viel Wasser das Bahia braucht? Beim Besuch von Radio WMW konnten die Kinder selber eine kleine Sendung machen und erfahren, wie ein Drucker funktioniert.
Fußballer betreuen

Lange schon dabei: Claudia und Jürgen Strauss
Zusammen mit seiner Frau Claudia genoss Jürgen Strauss ganz offensichtlich das Ehrenamtsfest. Seit sage und schreibe 60 Jahren ist der Betreuer der ersten Mannschaft ehrenamtlich bei den Sportfreunden 97/30 Lowick tätig. „Meine Frau ist nur unwesentlich kürzer dabei, nämlich seit 58 Jahren“, sagte er und lachte: „Mich konnte man nur im Doppelpack haben!“ Beide kümmern sich um vielerlei Dinge rund um das Vereinsgeschehen.
Senioren begleiten

Ein Herz für Senioren: Jasmin Yazdany. Fotos: ah, jf, Stadt Bocholt
Seit anderthalb Jahren kümmert sich Jasmin Yazdany um Bewohner in der Altenhilfeeinrichtung Zum guten Hirten. Sie stammt aus dem Iran und lebt mit Mann und Kind in Bocholt. Die Stadt gefalle ihr sehr gut, sagte sie. Sie freut sich, dass sie ehrenamtlich tätig sein kann. Der Umgang mit alten Menschen fällt ihr leicht, sie spielt mit ihnen oder begleitet sie auf Spaziergängen. Besonders gerne malt sie mit ihnen. Als frühere Kunstlehrerin im Iran fühlt sie sich dabei in ihrem Element. Sie stelle häufig fest, sagte sie, dass das Malen die älteren Menschen ruhiger mache.
Engagement in der Schützenfamilie

Guter Laune: die Biemenhorster Schützen Christian Kosthorst, Alexander Boland, Tim Neumann und Stefan Tenbrock (v.l.)
Angetreten zum Feiern waren unter anderen auch Schützenbrüder. Eine Gemeinschaft für alle Generationen sei ihr Verein Ss. Ewaldi, so Präsident Christian Kosthorst, den wir zusammen mit dem Vorsitzenden Tim Neumann, Kassierer Alexander Boland und dem aktuellen König, Fahnenoffizier Stefan Tenbrock trafen. In unserer flexibler und mobiler gewordenen Gesellschaft gibt es mehr Fluktuation unter den Mitgliedern, aber die Bindung an den Verein sei stark, so Christian Kosthorst, der selbst seit 23 Jahren dabei ist. Ehrenamtliche Mitmacher zu gewinnen werde nicht leichter, aber was speziell die Jugend in punkto anpacken angeht, seien die Jungschützen zu loben – und die „Vorstandsfrauen“, die mit ihrem Einsatz das Engagement ihrer Männer mittragen. In Biemenhorst gebe es eine große Gemeinschaft unter den Vereinen und gegenseitige Unterstützung – etwa wenn bei Festen Kellner gesucht werden und bei vielen anderen Anforderungen. – ah – / – fs – / – jf –