Informativer Impulsvortrag mit Professor Dr. Dirk Mazurkiewicz von der Hochschule Koblenz und Berichte der „Arbeitsgruppe Digitalisierung“.
Rund 45 Mitglieder aus Bocholter Vereinen trafen sich am 16. November in der Mensa der Gesamtschule, um sich über das Thema „Digitalisierung in den Bocholter Vereinen“ zu informieren und auszutauschen.
Eingeladen hatte das „Netzwerk engagiertestadt Bocholt“, ein Zusammenschluss verschiedenster Bocholter Akteure, die gemeinsam die Strukturen zur Ehrenamts-Unterstützung in Bocholt festigen und ausbauen wollen.
Impuls
Als Impulsgeber war Professor Dr. Dirk Mazurkiewicz vor Ort. Als Dozent für Sportmanagement am RheinAhrCampus der Hochschule Koblenz und als Vorstandsvorsitzender des Fußballregionalleisten Bonner SC, ist Prof. Mazurkiewicz ein Profi im Vereinswesen. Daher kennt er auch genau die Probleme, die kleine und große Vereine mit dem Thema Digitalisierung haben.
Bezüglich der Digitalisierungsprobleme in Vereinen fasst Mazurkiewicz die Herausforderung folgendermaßen zusammen: „Ich suche seit Jahren die Eierlegende Wollmilchsau.“ Mit dem Mitgliederverlust haben viele Vereine zu kämpfen und auch die sinkende Bereitschaft, sich im Verein zu engagieren gehören zu den Problemen, die es zu lösen gibt. Gerade in größeren Vereinen reichen WhatsApp Gruppen nicht mehr aus, um das Vereinsleben zu organisieren. Daher braucht es eine Vereinssoftware, die unterschiedliche Aufgaben (Rollen) im System abbildet und auf die alle Nutzer Zugriff haben. Es ist keine Software auf dem Markt, die alle Probleme für alle Vereine löst. Daher ist es wichtig, die Vereinsmitglieder in den Entscheidungsprozess mit einzubeziehen und gemeinsam neue Computerprogramme einzusetzen, „da unabgestimmte Entscheidungen selten bejubelt werden“, so die Erfahrung des Experten. „Veränderungen passieren. Die Frage ist nicht ob, sondern wann.“, fasst der Professor für Betriebswirtschaft die aktuelle Lage zusammen.
Austausch
In der Pause der Veranstaltung hatten die Teilnehmer bei einem kleinen Imbiss die Gelegenheit ins Gespräch zu kommen und sich zum Thema Digitalisierung in ihren Vereinen auszutauschen. Es fanden rege Diskussionen statt und sicherlich konnten in der 15-minütigen Unterbrechung einige Fragestellungen schon untereinander angerissen werden.
Umfrage
Im Vorfeld der Veranstaltung gab es für alle Bocholter Vereine die Möglichkeit an einer Online Befragung teilzunehmen. Die Antworten hat die Arbeitsgruppe „Digitalisierung“, die hauptsächlich aus ehrenamtlich arbeitenden Vereinsmitgliedern besteht, ausgewertet. Präsentiert wurden die Befragungsergebnisse von Anne Beckmann von der Coronahilfe Bocholt. Sie hat zur Vorbereitung ihres Vortrags, sowie zur Auswertung der Umfrageergebnisse erstmalig begleitend ChatGPT 4.0 genutzt und konnte so anhand der Umfrageergebnisse auf sehr unterhaltsame und anschauliche Weise aufzeigen, was mit künstlicher Intelligenz möglich ist. Laut der Auswertung ist der Anteil der Vereine, die mit dem Stand der Digitalisierung in ihrem Verein zufrieden sind genauso groß wie der „eher unzufriedene“ Anteil. “Und das relativ unabhängig von der Größe des Vereins oder dem Alter seiner Mitglieder”. Anne Beckmann formuliert in diesem Zusammenhang folgenden Lösungsansatz: „Es ist nicht immer der Digitalisierungsexperte gefragt, sondern jemand, der sich traut etwas anzufassen. Daher: Vielleicht einfach mal machen!“
Stammtisch
Und auch einen „1. Stammtisch Digitalisierung“ gab es bereits im Vorfeld zur Auftaktveranstaltung. Hierüber berichtete Stefan Sundarp vom Bocholter Yachtclub. Es sei eine sehr engagierte kleine Runde mit gut 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der „Kellerbar“ der Volksbank gewesen, die offen über die Bedarfe in ihren Vereinen gesprochen haben.
Es wurde beim Stammtisch deutlich „wie vielfältig und unterschiedlich die einzelnen Bedarfe sind und das dabei auch noch zwischen der internen Arbeit des Vorstandes, der Mitgliederverwaltung und der Kommunikation mit den Mitgliedern zu unterscheiden ist“, fasst Stefan Sundarp zusammen Und weiter: „Gezeigt hat sich vor allem auch, dass die einzelnen Teilnehmer und Teilnehmerinnen bereit sind, ihre individuellen Kompetenzen mit den anderen zu teilen. So hat zum Beispiel Vera Hesselmann vom NaBu Kreisverband Borken spontan angeboten, beim nächsten „Stammtisch“ einen Impuls zu den Möglichkeiten von WhatsApp zu geben. Und auch weitere Akteure haben signalisiert sich in dieser Form in den Prozess mit einbringen zu wollen. Das ist natürlich ein super Effekt.“ Das Stammtischformat soll im kommenden Jahr auf jeden Fall fortgesetzt werden.
Erste Ergebnisse
Für alle Teilnehmer gab es an diesem Abend sehr viel Input, „aber keiner geht mit einem schlechten Gefühl nach Hause.“ resümiert Rainer Howestädt (Freiwilligen-Agentur Bocholt) aus dem Sprecherteam der „engagiertenstadt Bocholt“ den Abend. Einige weitere Angebote konnte er schon nennen. So wird es Anfang 2024 zwei Seminare zum Thema „IT-Sicherheit“ und „DSGVO“ geben. Howestädt: „Die Arbeitsgruppe wird sich nun wieder an die Arbeit machen und versuchen weitere, bedarfsorientierte Angebote für die Vereine zu schaffen.“
Digitaler Check-In und -Out
Als kleinen Anstoß zum Thema Digitalisierung hatte das einladende Netzwerk einen digitalen Check-In vorbereitet und es zeigte sich, dass alle Gäste über den bereitgestellten QR-Code sich als „anwesend“ eintragen konnten. Auch beim Verlassen der Mensa wurde ein digitaler Check-Out angeboten. Dieses Mal verbunden mit der Multiple-Choice-Frage, welches Schwerpunktthema die Arbeitsgruppe als nächstes bearbeiten sollte.
Digitalisierung geht. -cw- & -rh-
Alle Fotos: WfB
Titelfoto: Stefan Sundarp berichtet über den “1. Stammtisch Digitalisierung”