Die öffentlich-kirchliche Bücherei im Dietrich-Bonhoeffer-Haus verdankt ihr topaktuelles Angebot den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen.
Natürlich sei sie zu einem Interview bereit, gibt mir Claudia Weselowski, eine von ihnen, bei einer telefonischen Anfrage zur Antwort. Immer, wenn sich die Gelegenheit biete, mache sie nur zu gerne auf die vielfältigen Angebote der Bücherei im Dietrich-Bonhoeffer-Haus aufmerksam. Für Claudia Weselowski, gebürtig in Bonn, waren Bücher schon von Kindesbeinen an stets präsent, stammt sie doch aus einer Buchhändlerfamilie. Sie hat nach dem Studium der Germanistik, Anglistik und Theaterwissenschaft 15 Jahre in Köln gelebt und gearbeitet. Vor 16 Jahren ist sie nach Bocholt gezogen. Seit gut zwölf Jahren arbeitet sie ehrenamtlich in der Gemeindebücherei und gehört mit zwei weiteren Damen zum Leitungsteam.
Ihre Aufgabe besteht unter anderem darin, neue Bücher auszusuchen und zu bestellen, diese dann in Folie einzubinden und mit einer Signatur zu versehen. Dann müssen die Bücher in das richtige Regal eingeordnet werden, gibt es doch die unterschiedlichsten Rubriken. Leser*innen sollen möglichst leicht die Lektüre finden, für die sie sich interessieren. Auch abonnierte Zeitschriften werden eingepflegt. Das Budget wird zum Teil von der Stadt, zum anderen Teil von der evangelischen Kirche gestellt. Auch werden immer mal wieder Bücher gespendet.
Stets gut beraten
Das Leitungsteam wird von 13 Mitarbeiterinnen unterstützt, die mit ihm gemeinsam die Bücherei betreuen. Für das Ausleihen der Bücher werden keinerlei Gebühren erhoben; ein kleines Entgelt fällt nur dann an, wenn die übliche Ausleihzeit um mehr als vier Wochen überzogen wird. In regelmäßigen Abständen wird der Zustand der Bücher sowie der Zeitschriften überprüft. Sind diese zu abgegriffen, eventuell eingerissen oder verschmutzt, werden sie aussortiert. Allen fällt es schwer, Bücher einfach als Abfall zu entsorgen. So werden gern gelesene Exemplare in einem gesonderten Regal zur kostenlosen Mitnahme als Eigentum angeboten. Auch Bücher, die augenscheinlich kaum das Interesse der Leserschaft geweckt haben, werden für eine gewisse Zeit in diesem Regal untergebracht. Vielleicht gibt es dann doch noch jemanden, der diesem Angebot nicht widerstehen kann.
Die Bücherei wird sehr gut angenommen, was an der Anzahl der Ausleihen erkennbar ist. Claudia Weselowskierzählt: „Es sind viele mittlerweile über 60-Jährige, die seit Jahrzehnten angemeldet sind. Sie nutzen den Büchereibesuch zu einem kleinen Schnack, genießen den Austausch über gelesene Bücher.“ Durch diese Gespräche erhalten die Mitarbeiterinnen auch Anhaltspunkte für Neubestellungen. Eine weitere Hilfestellung bietet das „Wunschbuch“. Wie der Name sagt, können hier Buchtitel eingetragen werden, die Leser*innen gerne einmal ausleihen würden. Beim Betrachten der Regale wird erkennbar, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Neben Klassikern finden sich topaktuelle Bestseller, literarische Reisebeschreibungen neben Wander- und Fahrradführern nach neuestem Stand, Sachbücher aus dem Bereich der Natur und unterschiedlicher Wissenschaftsbereiche.
Mit Kompetenz und Begeisterung
In den letzten Jahren haben junge Familien mit Kindern zwischen einem und acht Jahren vermehrt den Weg in die Bücherei gefunden. „Es könnte an den Neubaugebieten im Umkreis, aber auch an der günstigen Lage und dem bequemen Zugang liegen“, vermutet Claudia Weselowski. Außerdem hat die Bücherei durch Flyer auf sich aufmerksam gemacht. Kindern die Welt der Bücher näherzubringen, das ist für sie eine wahre Herzensangelegenheit.
Wer den Bereich der Kinder- und Jugendbücher betritt, ist begeistert von dem umfangreichen Angebot. Für alle Altersklassen ist etwas zu finden: Bilder- und Fühlbücher für die ganz Kleinen, Wimmelbücher zum Erforschen und gemeinsamen Erzählen für Kindergartenkinder, spannende, lustige wie auch besinnlichen Romane für die Heranwachsenden und Tonies. Auch die „Maus“ fehlt nicht, die auf viele erstaunliche Fragen eine Antwort hat, wie zum Beispiel: „Warum landen Katzen immer auf ihren vier Pfoten?“
Der leider abnehmenden Lesekompetenz unter den Kindern könne man nur begegnen, wenn man ihnen immer wieder Stoff anbietet, ist sich das Bücherei-Team einig. Deshalb stellte Claudia Weselowski in den vergangenen Jahren Bücherkisten zusammen, die interessierten Grundschulen und Kindergärten für einen festen Zeitraum zur Verfügung standen. Außerdem nahm die Bücherei am Sommerleseclub teil, der deutschlandweit in den Sommerferien angeboten wurde. Für alle Teilnehmer ist das Lesen von mindestens drei Büchern Voraussetzung. Über ihre Leseerfahrungen sollten die Kinder hinterher ein wenig berichten. Während im ersten Jahr noch etwa 70 Kinder angemeldet waren, reduzierte sich die Anzahl im nachfolgenden Jahr auf nur noch gut 30. Bei immer geringerer Teilnehmerzahl und beim Abwägen von Aufwand und Nutzen wurde das Angebot schließlich eingestellt.
Ausleihe und Pandemie
In der Zeit des Lockdowns musste die Bücherei für Besucher geschlossen bleiben. Doch der Bedarf an Lesestoff war weiterhin gegeben, wenn nicht gar erhöht. Also richtete das Team eine Fernausleihe ein, sodass online Bücher vorbestellt werden konnten. Diese wurden dann in eine kleine Kiste gepackt und konnten zu einem vereinbarten Termin abgeholt werden oder wurden bis zur Haustür gebracht. Bisweilen kam auch die Bitte: „Können Sie mir etwas zum Lesen zusammenstellen? Sie kennen doch meinen Geschmack.“ Dieser Wunsch wurde selbstverständlich erfüllt.
Schöner ist die persönliche Begegnung. Daher hat sich das Team entschlossen, jetzt nicht zur Online-Ausleihe überzugehen, sondern die Öffnungszeiten aufrechtzuerhalten. In einer Team-Sitzung haben alle Mitarbeiterinnen dafür gestimmt, nach der 2-G-Regel zu verfahren, also den Impfstatus bzw. die testierte Genesung zusammen mit dem Personalausweis zu kontrollieren.
Von daher kann die Bücherei jeden Dienstag und Donnerstag zwischen 15 und 17 Uhr aufgesucht werden. Die Sonntagstermine – das ist normalerweise jeder zweite und vierte Sonntag im Monat von 11 – 12 Uhr – sind verknüpft mit den Familiengottesdiensten, werden wegen der pandemiebedingten Lage zur Zeit nicht angeboten. – ah –