Sie und das Team hinter dem Team sind unersetzlich, damit am Hünting für den Oberligisten 1. FC Bocholt der Ball rollt.
Der Ball rollt wieder, die Fans fiebern, die Zuschauer sind wieder da und Jenny natürlich auch. Sie gehört dazu, als eine von denen, die die ehrenamtliche Mannschaft hinter der Mannschaft bilden, die sich, wie sie es tut, Mädchen für alles oder auch Jungen für alles nennen können. Ohne die der 1. FC Bocholt seine Oberliga-Heimspiele nicht durchführen könnte.
„Man muss nett sein“, sagt Jenny und meint damit eine grundlegende Eigenschaft, die man als Ordner brauche. Oder auch als Ordnerin, als die sie nun schon einige Jahre Erfahrung gesammelt hat. Eher stellt man sich da gerne so rechte Mannsbilder vor, an denen vorbei so leicht keiner dahin kommt, wo er nicht hin soll (wieselflinke EM-Flitzer mal ausgenommen). Aber hier, so scheint es, ist die Fußball-Welt noch in Ordnung, und das hängt auch damit zusammen, dass man sich kennt. „Die Bocholter wissen schon, wer was zu sagen hat“, und deshalb, so Jenny, brauche es eigentlich gar nicht mal Attribute, die sie als Ordnerin ausweisen, wie die Umhängebänder mit Ausweis. Zum Outfit gehören auch weiße Shirts, die bald, so hofft sie, durch schwarze ersetzt werden, oder die von ihr noch weniger gemochten gelben Westen. Grundsätzlich müsse ein Ordner seinem Namen auch insofern gerecht werden, als dass er „ordentlich angezogen“ sei.
Einfach so reingerutscht
Bei „großen Spielen“ mit vielen hiesigen wie angereisten Zuschauern wie jetzt gerade gegen Kleve sind die Security-Leute und auch die Polizei vor Ort Partner der Helferinnen und Helfer des Vereins. Per Sprechfunkgerät können sie sich untereinander verständigen und Hinweise geben, wo und wie eventuell einzugreifen ist. Für Jenny ist es gut zu wissen, dass sie Unterstützung hat – durch das Team und speziell durch ihren Mann Kevin, der auch im Stadion an ihrer Seite ist.
Durch ihn ist sie in diese Truppe „reingerutscht“, wie sie sagt. Zunächst, das war vor etwa elf oder zwölf Jahren, zählte sie zu den Fans, und dann „hat sich das nach und nach aufgebaut, erst lose, dann fest“. Rund um den Fußball dreht sich für die Helferinnen und Helfer Einiges, von Einlasskontrollen inklusive Corona-Test-Nachweis und Platzanweisung bis hin zum Kassendienst und zur VIP-Betreuung. Die VIPs, das sind vor allem die Sponsoren des Vereins, werden besonders umsorgt. Für sie kochen Jenny und die anderen Kaffee, servieren Essen und sorgen für gekühlte Getränke. Teller und Tassen, Gläser und Besteck müssen ausreichend vorhanden sein. „Jeder von uns hat das alles schon gemacht“, sagt Jenny. Gemeinsam haben sie auch schon mal die neue Tribüne gereinigt. 32 sind sie in der gemeinsamen WhatsApp-Gruppe, über die sie sich absprechen. Zwischen fünf und zehn von ihnen sind Frauen, schätzt Jenny.
Die Gemeinschaft, das Unbeschwertsein
„Dieses Zusammensein“ lautet ihrer Antwort auf die Frage, was ihr das Engagement persönlich bedeutet. „Ich mag Gesellschaft.“ An Altweiber geboren, liebt sie vielleicht auch deshalb den Karneval. Da fühlt sie sich unbeschwert, „einfach mal anders als sonst“. Lange Zeit gehörte sie zur Prinzengarde und zur Stadtprinzengarde. Als Fünftklässlerin hat sie Fußball gespielt, aber nur eine Saison lang. Frauenfußball ist nicht so ihr Ding, und was die kickenden Männer angeht, gilt ihr Interesse eigentlich nur dem FC Bayern und natürlich und ganz besonders dem 1. FC Bocholt. „Wir haben eine richtig starke Mannschaft“, sagt sie über das Oberliga-Team, das in die Regionalliga möchte. Toll fände sie, wenn es ein gemeinsames Fest der Spieler mit den Helfern gäbe.
Jenny findet es „cool, wenn man ein Team bildet“, und fühlt sich wohl im Verein mit den Mithelferinnen und -helfern. Das ist zugleich eine verantwortungsvolle Aufgabe für die 34-Jährige, die im Einzelhandel gelernt hat, in den Pflegebereich gewechselt ist, eine Ausbildung zur Altenpflegerin anfangen wollte, bei einem Fahrrad-Unfall einen Schulterbruch erlitt und nun auf eine Umorientierung und einen Neustart im sozialen Bereich hofft.
Kürzlich hat der Bürgermeister Jennifer Roters, wie Jenny mit vollem Namen heißt, die 555. Ehrenamtskarte der Stadt Bocholt überreicht. Zufällig ausgewählt und beispielhaft steht sie für ihr gesamtes Team und für die 554 anderen bisherigen Ehrenamtskarteninhaberinnen und -inhaber und für all die vielen Engagierten in Bocholt, die auf sie noch folgen werden. – jf –